Speestraße: Geplante Umgestaltung stößt auf Unverständnis

Werbung

Lintorf. Als Detlev Czoske, Bürger-Union Ratingen (BU), am Donnerstagabend die Sitzung des Bezirksausschusses unterbrach, um den Lintorfer Gelegenheit für Fragen zur von der Stadt vorgestellten Neugestaltung der Speestraße zu stellen, herrschte zunächst Stille in der Aula des Kopernikus-Gymnasiums. Czoske, der die Sitzung leitete, wollte schon zum nächsten Tagesordnungspunkt übergehen, als sich doch noch ein Lintorfer zu Wort meldete. Dann hagelte es 20 Minuten Bedenken auf die Stadtplaner ein.

Bevor Frank Boberg, Planungsamtsleiter der Stadt Ratingen, die Umgestaltungspläne ausführlich erläuterte, hatte Jean-Marc Stuhm vom Büro Stadtverkehr über die Prognosen und Modelle für den Verkehr in Lintorf heute und im Jahr 2035 berichtet. Fazit der Modellrechnungen seines Planungsbüros: Wenn die Westbahn mit einem Haltepunkt in Lintorf kommt und die Radwege in Lintorf ausgebaut werden, dann wird es 2035 kaum nennenswert mehr Autoverkehr in Lintorf geben als heute. Auch nicht, wenn die potenziellen Wohngebiete an der Rehhecke und am Fliedner-Krankenhaus tatsächlich entstehen würden. „Es liegt auch an Ihnen, den Autoverkehr im Dorf zu verringern“, gab er den Bezirksausschussmitgliedern und den gut 150 Zuhörern mit auf den Weg. „Lassen Sie das Auto einfach häufiger mal stehen.“

Jürgen Stuers, FDP-Ratsmitglied, und Wener Uferkamp, sachkundiger Bürger im Bezirksausschuss, mochten die Prognosen des Diplom-Ingenieurs nicht glauben. Auch das Raunen im Publikum drückte eine gewisse Skepsis aus. „Lintorf wird im Verkehr ersticken, der mit den neuen Wohngebieten auf uns zukommen wird“, erregte sich Uferkamp.

Doch das Verkehrsmodell ist Grundlage für die Umgestaltungspläne der Stadtverwaltung für die Speestraße vom Kreuzfeld bis zum Lintorfer Markt und der Anna-Kirche. Der Lintorfer berichtete ausführlich über die Pläne (Neugestaltung des Dorfkerns). Ziel ist es, den ruhenden Autoverkehr weitgehend aus dem Planungsraum zu verdrängen. Stattdessen soll mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer geschaffen und die Aufenthaltsqualität insgesamt in der Dorfmitte erhöht werden.

„Lintorf hat ein intaktes Zentrum“, sagte Amtsleiter Frank Boberg. Aber es müsse jetzt etwas getan werden, damit das Zentrum auch weiterhin attraktiv bleibe. Deshalb die Ideen der Stadtverwaltung, den Ortskern neu zu gestalten.

Wilfried Kröll, seit 40 Jahren Anwohner der Speestraße, erklärte, dass es heute schon zu wenige Parkplätze auf der Speestraße gäbe. Wenn davon noch ein großer Teil wegfalle, sei das das Todesurteil für die Geschäfte dort.

In die gleiche Kerbe schlug André Uferkamp, der erst kürzlich sein Geschäft in der ehemaligen Deutschen Bank eröffnete. Parkplätze seien so knapp, dass die Besucher der Speestraße auch die privaten Parkplätze auf dem Geschäftsgrundstück nutzen würden. „Rewe wird schließen, wenn der Rewe-Parkplatz entfällt“, prophezeite er den Stadtplanern. „Oder glauben Sie, dass irgendwer mit schweren Einkaufstüten bis zu seinem Auto am Konrad-Adenauer-Platz läuft“, fragte er rhetorisch.

Werner Glasmacher findet, dass die Stadt Ideen verfolge, die andere Städte längst wieder begraben würden. „Busse, Radfahrer und Fußgänger auf der gleichen Fahrbahn ist Unsinn“, sagte Glasmacher. Die Stadt Neuss, wo dies jahrelang praktiziert worden sei, habe das rückgängig gemacht. „Waren Sie eigentlich jemals in Lintorf“, frage er die Baudezernent Petra Cremer.

Die Vertreter der Stadtverwaltung konnten mit ihren Antworten die Bedenken nicht wirklich ausräumen. Der Verweis auf die Modellprognosen für den Verkehr oder auf die von allen gewünschte Verkehrswende verhallten ungehört. Immerhin stimmte der Bezirksausschuss bei einer Gegenstimme der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung zu.

Hans-Joachim Zimmer, der die Diskussion im Publikum aufmerksam verfolgte, fragte die Redaktion, wo man sich die Pläne anschauen könne. Er machte gleichzeitig den Vorschlag, dass die Stadt diese doch im Foyer des alten Rathauses ausstellen könnte. Dann hätten die Lintorfer die Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen.

Der Lintorfer wird das Thema in den kommenden Jahren selbstverständlich begleiten.

Werbung