Heimatfreunde besuchen Molari-Ausstellung

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Lintorf/Düsseldorf. Der Künstler Otto Pankok bekam von der Stadt Düsseldorf als Entschädigung für seine Verfolgung unter den Nationalsozialisten eine dreiwöchige Kur für seine dreiköpfige Familie zugewiesen. Das berichtete Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, bei der Führung durch die Molari-Ausstellung für Mitglieder des Lintorfer Heimatvereins. Otto Pankok habe sich bei der Stadt dafür bedankt und dazu erklärt, dass er die Kur nicht nötig habe. Aber er reiche die Kur an eine im Dritten Reich verfolgte Sintifamilie weiter. Die könne die Kur brauchen. Dass es eine achtköpfige Familie sei, würde die Stadt sicher verschmerzen können, fügte Pankok seinem Dankeschreiben bei.

Sylvia Kleimann hatte für den Verein Lintorfer Heimatfreunde (VLH) die Fahrt zur Mahn- und Gedenkstätte geplant und organisiert. Ein gutes Dutzend Lintorfer hatte sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg in die Landeshauptstadt gemacht. Bastian Fleermann, selbst Lintorfer und Mitglied im Heimatverein, führte die Gruppe selbst durch die Ausstellung.

Nach einem kurzen Gang durch die Dauerausstellung, in der auch die Düsseldorfer Kindheitsjahre des langjährigen Lintorfer Küsters und Organisten Wolfgang Kannengießer thematisiert ist, führte Bastian Fleermann durch die Molari-Ausstellung. „Es ist keine klassische Otto-Pankok-Ausstellung“, begann Fleermann seine Ausführungen. Die Mahn- und Gedenkstätte habe nicht das künstlerische Werk des Malers interessiert, sondern die Menschen hinter den Porträts, die Pankok ab Oktober 1929 in der Heinefeld-Siedlung gemalt habe.

Die Heinefeld-Siedlung war in den 1920er Jahren ein sozialer Brennpunkt. „In Brasilien würde man die Siedlung Favela nennen“, so Fleermann. Die Menschen, darunter eben auch etwa 150 Sinti, hätten dort in Holzverschlägen gelebt. Pankok zog vorübergehend in die Siedlung, um dort Tiere zu malen.

Der entscheidende Unterschied: Seine Hütte hatte einen Kohlenofen. So kamen bald die Kinder der Siedlung, um sich aufzuwärmen. Schließlich kamen dann auch die Eltern, um zu sehen, wo sich ihre Kinder herumtrieben. So entstand eine lebenslange Freundschaft zwischen dem Maler, seiner Familie und den Düsseldorfer Sinti. Statt der Tiere malte und porträtierte Pankok seine neuen Freunde.

Genau hier setzt die Arbeit der Mahn- und Gedenkstätte an: Wer waren die Menschen, die Pankok malte, was ist aus ihnen während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft geworden? Bastian Fleermann berichtete den Lintorfer Heimatfreunden von der akribischen, geradezu detektivischen Suche nach den Namen. So konnten in einer mehrjährigen Forschungsarbeit allen Porträts Namen und Lebensgeschichten zugeordnet werden. Auch Überlebende des Holocausts wurden gefunden. Sie leben heute meist in einer Siedlung am Höher Weg. Dort, wo ihre Vorfahren oder auch sie selbst, Mitte der 1930er Jahre eingesperrt wurden, bevor die Deportation erfolgte.

Übrigens wurden die Bilder der Sintibewohner der Heinefeld-Siedlung bereits 1932 in der Kunstsammlung Düsseldorf ausgestellt. „Otto Pankok durfte Ehrengäste einladen“, so Fleermann. Aber anders als die Ausstellungsmacher dachten, lud der Künstler keine städtischen Honoratioren ein, sondern die Menschen, die auf seinen Bildern zu sehen waren.

Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf

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