Treffen junger Wissenschaftler in Stiftung Haus Oberschlesien

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Hösel. „Wir hatten als Stiftung auch mal eine eigene wissenschaftliche Abteilung. Doch diese Zeiten sind lange vorbei.“ Als Stiftungsvorsitzender Sebastian Wladarz dies den Studenten der Universitäten aus Breslau (Wrocław) und Bochum erzählte, schwang auch ein wenig Wehmut mit, musste er doch an die vielen Publikationen und Forschungsvorhaben denken, die im Haus Oberschlesien entstanden sind. Mit dem Wegfall der Bundesförderung nach 1998 sei auch die wissenschaftliche Abteilung „abgewickelt“ worden.

„Und so müssen wir feststellen, dass maßgebliche Publikationen zu unserer Heimatregion nun überwiegend in Oberschlesien entstehen, also in Polen und Tschechien. In Deutschland wird zu diesem Thema leider kaum mehr geforscht“, bedauert Wladarz. Umso mehr freut er sich, dass nun ein Austausch des deutsch-polnischen Wissenschaftlernachwuchses in Hösel stattfinden konnte. „Unser Archiv ist eine Schatztruhe, nicht nur für Historiker. Das bestätigen uns immer wieder auch Partner aus dem Ausland, insbesondere aus Polen“, erklärt der Experte der Stiftung und des Oberschlesischen Landesmuseums für Archiv und Digitalisierung Marton Szigeti. Es sei ein Leichtes gewesen „Aufgabenpakete“ für das gemeinsame Seminar zusammenzustellen. Es gebe auch genug Material für weitere deutsch-polnische Projekte.

Doch zunächst haben die Studentengruppen einen Eindruck von den aktuellen Ausstellungen des Oberschlesischen Landesmuseums bekommen. Frank Mäuer führte durch die „Bewegte Leben“, während Lena Ciochon oberschlesische Bräuche vorstellte. Einen kleinen Einblick – mehr sei in der Zeit gar nicht möglich – habe man den Studenten geben können. Dafür sei die Region zu vielfältig, so die Kuratoren. Dennoch haben sich schon hier gute Diskussionen ergeben. „Die Studenten waren neugierig, interessiert und sehr engagiert im Gespräch. Solch aktive Gruppen haben wir gerne“, betont Stiftungschef Sebastian Wladarz.

Kulturreferent David Skrabania hat das Projekt zusammen mit Andrzej Michalczyk vom Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte der Ruhr-Universität Bochum (RUB) auf die Beine gestellt. „Wir profitieren vom Austausch der Universitäten Breslau und Bochum, sowie von unserer guten Vernetzung. Wir haben aber auch mit unserem Archiv und dem Museum ein gutes Angebot für die Studenten. Es muss allerdings noch mehr beworben werden“, sagt Skrabania, studierter Historiker und Slawist.

Während die Breslauer Studenten an einem Austausch teilnehmen und beim Seminar mitmachten, geht es für die Bochumer Studenten weiter. Sie werden während ihrer praktischen Übung im Sommersemester 2022 anhand von Materialien aus dem Stiftungsarchiv das Arbeiten mit Primärquellen erlernen. Die Ergebnisse münden in einer Seminararbeit. Doch die Arbeiten verschwinden nicht einfach im Nirwana. „Wir werden die Seminararbeiten auf dem sich gerade in Erstellung befindlichen Kulturportal für Oberschlesien veröffentlichen. Das ist sozusagen auch unsere Belohnung für die Nachwuchswissenschaftler und Ansporn, eine gute Leistung abzuliefern“, freut sich der Kulturreferent für Oberschlesien, der eigens dafür einen Lehrauftrag an der Ruhr-Universität Bochum bekommen hat.

Darauf ist Stiftungsvorsitzender Sebastian Wladarz auch ganz stolz: „Für uns ist diese Zusammenarbeit eine Aufwertung und ein Versuch, uns im Bereich Wissenschaft und Forschung wieder nach unseren Möglichkeiten zu positionieren. Wir haben die Bereitschaft vernommen, dass diese praktische Übung der RUB auch in den kommenden Semestern fortgeführt werden könnte. Damit wären die Stiftung und das Oberschlesische Landesmuseum ein wichtiger Teil eines Netzwerks der RUB und der Martin-Opitz-Bibliothek, die kürzlich zur wissenschaftlichen Einrichtung der Bochumer Universität aufgewertet wurde.“

Foto: privat

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