Ratingen. Zum 1. Januar 2026 wird die Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie auf sieben Prozent reduziert. Der Bundestagsabgeordnete Peter Beyer freut sich über eine Entlastung für örtliche Gastronomen.
„Zum ersten Mal seit Jahren habe ich das Gefühl, dass in Berlin jemand etwas für uns tut.“ So beschreibt ein Wirt aus Velbert die Entscheidung, die der Bundestag vergangene Woche getroffen hat in einer E-Mail an Peter Beyer. Ab 2026 gilt für Speisen in der Gastronomie dauerhaft wieder der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent. Für Gäste ist das eine Zahl im Gesetzblatt. Für Köche, Servicekräfte und Inhaber in Heiligenhaus, Ratingen, Velbert und Wülfrath ist es ein Stück Atemluft.
Der CDU-Bundestagsabgeordneter Beyer hat in den vergangenen Jahren unzählige Gespräche mit Gastronomen geführt. Er hört seit Monaten denselben Satz: „Mit Gastronomie kannst du nicht mehr überleben.“ Gemeint ist nicht der Traum vom schnellen Reichtum, sondern die Frage, ob sich lange Abende, Schichten am Wochenende und der ständige Kampf um Personal am Monatsende überhaupt noch auszahlen.
Die Probleme sind bekannt. Gestiegene Preise für Lebensmittel und Energie, höhere Löhne, gestiegene Pachten, nicht nur in guter Lage. Dazu der Fachkräftemangel, der Küchen ausdünnt und Service schrumpfen lässt. Und Gäste, die seltener kommen, weil die Inflation das Haushaltsbudget belastet. Das Schnitzel im Lieblingsrestaurant wird zur bewussten Entscheidung, nicht mehr zur Selbstverständlichkeit.
Beyer hat diese Lage immer wieder direkt vor Ort aufgenommen. In der Eckkneipe in Heiligenhaus, in der Trattoria in Velbert, im Café in Wülfrath oder im Ausflugsrestaurant in Ratingen. Aus diesen Gesprächen ist für ihn ein klarer Auftrag entstanden. Die Politik dürfe nicht nur beklagen, dass Innenstädte veröden und Dorfzentren an Leben verlieren. Sie müsse Rahmenbedingungen ändern. Die Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen ist genau an dieser Stelle angesiedelt, so der Bundes-Politiker.
Was bedeutet die Entscheidung konkret? Ein Gericht, das heute für 15 Euro auf der Karte steht, bleibt für den Gast gleich teuer, wenn der Wirt den Bruttopreis nicht anfasst. Für den Betrieb erhöht sich aber der Anteil, der nach Abzug der Steuer im Haus bleibt, um gut einen Euro. Bei Dutzenden oder Hunderten verkauften Essen pro Woche summiert sich das zu einem Betrag, mit dem sich eine zusätzliche Teilzeitkraft, eine dringend nötige Reparatur oder ein längst fälliges Küchengerät finanzieren lässt.
Profitieren werden Betriebe, die ihren des Umsatzes mit Essen machen. Für die klassische Eckkneipe mit starkem Getränkeumsatz fällt der Effekt kleiner aus, weil Bier und andere Getränke weiterhin mit 19 Prozent besteuert werden.
Kritik bleibt nicht aus. Es gebe keine Garantie, dass Betriebe die Steuerersparnis vollständig in niedrigere Preise übersetzen oder Beschäftigte mehr auf dem Lohnzettel hätten. Auch strukturelle Probleme wie der Fachkräftemangel oder zu viel Bürokratie in der Branche werden durch den Steuersatz nicht gelöst, weiß Beyer.
Trotzdem stelle sich für ihn die Frage, ob in dieser Situation ausgerechnet Untätigkeit überzeugender wäre. „Viele kleine und mittlere Betriebe arbeiten an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Sie haben Corona überstanden, sich auf neue Hygienevorgaben eingestellt, ihre Speisekarten angepasst und Preise so vorsichtig wie möglich erhöht. Wer ihnen jetzt jede finanzielle Entlastung mit dem Hinweis auf theoretische Verteilungsfragen verweigert, nimmt in Kauf, dass weitere Lichter ausgehen“, führt er weiter aus.
Deshalb legt Beyer den Schwerpunkt auf die Wirkung im Alltag. Die Steuersenkung werde keine Wunder vollbringen. Sie soll Betrieben, die seriös wirtschaften und ihren Gästen eine verlässliche Qualität bieten, eine Chance geben, weiterzumachen. Sie sei ein politisches Signal an Menschen, die am Abend noch in der Küche stünden, während andere zu Hause auf dem Sofa säßen.
Weitere Schritte müssten folgen, so Beyer. Dazu gehörten weniger bürokratische Belastung für kleine Betriebe, bessere Bedingungen in Ausbildung und Beruf, damit junge Menschen sich für Küche und Service entscheiden, und kommunale Konzepte, die Innenstädte und Stadtteilzentren lebendig halten.


