Lintorfer Kneipenviertel

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Lintorf. Heute Lintorfer Markt, früher Angermunder Straße. In der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts Tor zum Lintorfer Kneipenviertel. Auf knapp 300 Meter vier Gaststätten, drei davon mit Saal. Das ganze bei rund 2000 Einwohnern.

Wolfang Diedrich, vormals stellvertretender Bürgermeister der Stadt Ratingen, nennt Lintorf gerne das Schwabing von Ratingen. Aber die Lintorfer wussten das Leben wohl immer schon zu genießen. Warum sonst drängten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts gleich vier Gaststätten auf der Angermunder Straße um die Annakirche im Dorf.

Gleich an der Kreuzung von Angermunder Straße und der damaligen Viehstraße (heute Speestraße) stand, wo heute die Sparkasse steht, die Gaststätte Zum Kothen. Im Dorf nur Mentzen genannt. Der Kothen hatte einen großen Saal (siehe Foto). Dort wurde 1908 der Tus 08 Lintorf gegründet, 1909 die Tell-Kompanie Lintorf, eine Formation der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Lintorf. Bis in den 1960er Jahren die Turnhalle am Weiher gebaut wurde, hatten die Turner des TuS 08 im Saal ihre Übungsstunden.

Links die Gaststätte Zum Kothen mit Saal. (Foto: privat)

Ein paar Meter weiter auf der anderen Straßenseite, gleich gegenüber der Kirche, dann die Gaststätte Mecklenbeck – ebenfalls mit Saal und mit einer Kegelbahn. Hier wurde Rot-Weiß Lintorf gegründet.

Wieder ein paar Schritte weiter konnten und können die Lintorfer in den Bürgershof gehen. Es ist die älteste bekannte Lintorfer Gaststätte. Schon aus dem 16. Jahrhundert ist eine Rechnung überliefert.

Gaststätte Holtschneider. Sie stand auf der heutigen Drupnas gegenüber dem Bürgershof (Foto: privat)

Wieder auf der anderen Seite, also dem Bürgershof gegenüber, gab es die Gaststätte Holtschneider (Foto oben). Auch sie verfügte über einen großen Saal. Bis zum Bau des Rathauses an der Speestraße (1956) war im Saal die Amtsverwaltung des Amtes Angerland untergebracht.

Und gar nicht weit entfernt von diesem Lintorfer Kneipenviertel, kurz vor den Bahngleisen, gab es seit der Jahrhundertwende noch die Gaststätte Hotel zur Post (heute Fettehenne). Und das alles bei knapp 2000 Einwohnern. Die Lintorfer scheinen also gerne ausgegangen zu sein. Schließlich gab es ja noch mehr Gaststätten in Lintorf: zum Beispiel Gerlings (Zur Grenze) und Zum Grunewald (heute AWO-Treff).

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