Dorfrundgang: Von Kirchen und Kneipen

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Lintorf. Walburga Fleermann-Dörrenberg und Andreas Preuß berichteten am Mittwochabend rund 15 Lintorfern über Kirchen und Kneipen im Dorf. Am Ende des Dorfrundgangs stand ein Besuch in der Helpensteinmühle. Bastian Fleermann übernahm hier die Führung der Lintorfer.

Andreas Preuß, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Lintorfer Heimatfreunde (VLH), begrüßte die Teilnehmer auf der Speestraße vor dem ehemaligen Rathaus. Er erzählte das hier die gesamte Verwaltung des ehemaligen Amtes Angerland untergebracht war. Zuvor reichte sogar der Saal der Gaststätte Holtschneider. Die stand neben der Annakirche, gegenüber dem Bürgershof.

Aber auch die geplante Umgestaltung der Speestraße in den kommenden Jahren sprach Preuß an. Er stellte die Pläne der Stadt grob vor, warb eindringlich dafür, sich hier einzubringen. Die Stadtverwaltung plant die Lintorfer an der Umgestaltung intensiv zu beteiligen.

Walburga Fleermann-Dörrenberg schlug an der katholischen St. Anna-Kirche einen weiten Bogen bis hin zum Fliedner-Krankenhaus am Thunesweg. Der Vorgängerbau der Kirche aus dem 11. Jahrhundert sah ähnlich aus wie die Kirchen in Kalkum und Wittlaer. Der Pfarrer der schräg gegenüberliegenden evangelischen Kirche, Eduard Dietrich, gründete Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem heutigen Konrad-Adenauer-Platz das sogenannte Männerasyl. Es war die erste Trinkerheilanstalt Europas und der Vorläufer des heutigen Fliedner-Krankenhauses. Übrigens, im 19. Jahrhundert betrieb eine Familie Stein an der Stelle des heutigen alten Rathauses eine Schnapsbrennerei. Die Familie war einer der größten Geldgeber bei der Einrichtung des Männerasyls.

Dass Lintorf, wie andere große Städte auch, an einem Fluss, seine Anfänge nahm, erzählte Andreas Preuß. Die ersten Bewohner Lintorfs siedelten am Dickelsbach. Hier war bis Mitte des 20. Jahrhunderts auch der Dorfmittelpunkt. Rund um die Annakirche standen zu Beginn des 20. Jahrhundert zahlreiche Gaststätten und Kneipen: der Bürgershof, Mecklenbeck, Holtschneider und Mentzen (heute Kothen). Drei davon hatten einen großen Saal. Außerdem gab es noch in nicht allzu weiter Entfernung das Hotel Zur Post an der damaligen Angermunder Straße (heute Kalkumer Straße). Zwischen Annakirche und Mentzen (heutige Sparkasse) reihten sich damals die Geschäfte. Eben Lintorfs erste Einkaufsmeile.

Auf Gut Helpenstein zitierte Fleermann-Dörrenberg aus den Erinnerungen ihres Vaters an das Ende des Zweiten Weltkrieges. Beim Beschuss Mitte April 1945 flog der Lehm aus dem Fachwerk des dort stehenden Hauses, am gegenüberliegenden Mühlengebäude sind noch die Einschusslöcher zu sehen. 200 Hühner fanden damals im Hühnerhaus den Tod. Menschen wurden zum Glück nicht verletzt.

Anschließend zeigte Bastian Fleermann den Lintorfern die Mühle, die immer noch betrieben werden kann. Der Mühlstein stammt aus den 1930er Jahren. Hier hat Bastian Fleermanns Großvater, Heinrich Fleermann, bis Anfang der 1950er Jahre Korn gemahlen.

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