Lintorf. Vergangene Woche eröffnete Sabine Tünkers in ihrem Kunstbüdchen an der Speestraße gemeinsam mit den Düsseldorfer Künstlern Harald Hofmann und Thomas Woll die Ausstellung URWeltFunde. Es ist eine Installation, die in Kooperation der beiden Künstler entstand, und Bezug nimmt auf die historische Nutzung des Kunstbüdchengebäudes als Kiosk mit Verkaufsraum und Schaufenstersituation und gleichzeitig in idealer Weise dem Grundkonzept des Büdchens folgt: ein Ausstellungsraum als Vitrine mit zwei großen Schaufensterflächen, die den Blick auf die künstlerische Position rund um die Uhr für alle Passanten ermöglicht.
Die Raumkonstruktion, die aus einer drehbaren, runden Ausstellungsfläche besteht und durch eine aufgeständerte Wand halbiert wird, umfasst zwei Präsentationsbereiche. Im Halbstundentakt dreht sich die bühnenartige Konstruktion um 180 Grad. Dem Betrachtenden bietet sich so ein wechselndes Auslagenensemble, ein scheinbares „Sammelsurium“ zusammengewürfelt aus verschiedenen Arbeiten beider Künstler.
Man könnte meinen, es handele sich um eine Wunderkammer, eine Bezeichnung für Kunstkabinette, die seit dem 16 Jahrhundert verbreitet waren und deren Sammlungen verschiedenste Objekte in einem Raum vereint zeigten, Vorläufer der heutigen Museen.
Es gibt also viel zu entdecken auf der Drehscheibe im Kunstbüdchen: Skulpturen von Thomas Woll, größere und kleinere, hängend oder auf einem Sockel liegend oder von einer Glashaube geschützt, wirken sie wie Fundstücke aus der Natur. Manche der eher kantigen, kubisch anmutenden Keramiken sind Weiß, andere Schwarz oder einige zeigen eine metallisch schimmernde Glasur, an besondere Gesteinsarten erinnernd.
Die Zeichnungen und Leinwandarbeiten von Harald Hofmann, die an den aufgeständerten Wandfragmenten zu sehen sind, aber auch zwischen den Objekten von Thomas Woll Platz finden, könnten gegensätzlicher nicht sein. Sie führen in fotographischer Genauigkeit Gegenstände und Raumdetails des täglichen Lebens vor, eigentlich Banales, wie ein Bügeleisen, eine Türklinke, Stühle oder eine geöffnete Schublade. Die dazugehörenden Protagonisten fehlen allerdings, sie haben Spuren hinterlassen. Was geschehen ist, bleibt unklar.
Die Schnittmenge beider Künstler findet sich in der Auseinandersetzung mit dem Raum. Thomas Woll interveniert bildhauerisch und architektonisch, er schafft Raum im Raum, Präsentationsräume im Ausstellungsraum und durchbricht damit bestehende Realitäten mit kulissenhaften Aufbauten, stellt sie einander gegenüber oder verdichtet Raum in seinen abstrakten Keramiken.
Harald Hofman konserviert die Raumsituation in seinen malerischen Arbeiten. Die Beantwortung der Frage nach dem, was passiert ist, oder nach dem, was kommt, überlässt er dem Betrachtenden.
Sowohl die kulissenhafte Raumkonstruktion als auch das Arrangement und die Auswahl der Objekte sowie die Motivauswahl der Leinwand- und Papierarbeiten sind nicht dem Zufall überlassen, sie sind wie ein Filmset inszeniert und lassen sich als solches lesen.