Bruderschaft: 560 Jahre Schützen in Lintorf

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Lintorf. Es ist kein Jubiläum, aber immerhin ein runder Geburtstag. In diesem Jahr wird die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Lintorf 1464 tatsächlich 560 Jahre alt. Sie ist damit die älteste noch existierende Vereinigung in Lintorf. Vielleicht ist die Bruderschaft sogar älter als die katholische Pfarre St. Anna, die vermutlich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ihre Selbständigkeit von Ratingen erlangte.

Die Gründung der Bruderschaft im Jahre 1464 ist im Bruderschaftsbuch von 1470 festgehalten. Dort finden sich die Namen der Gründungsmitglieder, darunter auch einige Frauen. Auch das Vogelschießen wird bereits erwähnt. Doch dann verliert sich die Bruderschaft im Dunkel der Geschichte.

Ältestes Königsilber der Lintorfer Bruderschaft von 1809

Dass die Bruderschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts aber noch existierte, zeigt das Königssilber aus jener Zeit. Im Jahre 1809 ist Friedrich Holzschneider Lintorfer Schützenkönig. Sein Schützensilber ist ebenso erhalten wie das seines Nachfolgers Johann Strack, der 1810 König in „Lindorff“ gewesen war. Auch für 1816, Wilhelm Breitgraff, und 1820, Wilhelm Effmann, bezeugt das vorhandene Königssilber die Existenz der Bruderschaft. Übrigens war Effmann Schützenkönig in „Linndorff“. Die Schreibweise war des Ortsnamens war noch nicht vereinheitlicht.

Das neue Bruderschaftsbuch von 1896 markiert dann einen Neuanfang im wilhelminischen Kaiserreich. Die Schützen berufen sich auf die alte, 1464 gegründete, aber im Laufe des 19. Jahrhunderts in Vergessenheit geratene Bruderschaft.

1897 findet wieder ein Vogelschießen statt. Erster König nach der Wiederbelebung der Bruderschaft wird in jenem Jahr Heinrich Hauffs. Bis 1913 wird der Schützenkönig ermittelt. Dann findet bis 1920 wegen des Ersten Weltkriegs (1914 bis 1918) kein Schützenfest mehr statt. Zwischen 1920 und 1933 feierten die Lintorfer aber wieder. Die Namen der Könige sind bekannt. Es gibt Fotos von Schützenfesten jener Jahre.

Während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft hat sich die Bruderschaft wohl um 1936 aufgelöst. Das letzte Schützenfest scheint bereits 1933 stattgefunden zu haben. Mit der Auflösung wollten die Mitglieder wahrscheinlich der Gleichschaltung entgehen.

Erst 1948, als drei Jahre nach Kriegsende, wurde die Bruderschaft wiederbegründet. In den 1950er und 1960er Jahren hatte sie ihre Hochzeit. Wer im Dorf etwas auf sich hielt, war im Schützenverein. Die Mitgliederzahlen wuchsen beständig. Immer neue Formationen entstanden. Schützenfest war das gesellschaftliche Ereignis in Lintorf.

In den 1970er Jahren aber deutet sich bereits der Wandel an. Die Mitgliederzahlen stagnieren. Spätestens seit den 1980er Jahren sinken sie. Die Bruderschaft hat in der Gesellschaft nicht mehr den Rückhalt wie in den Nachkriegsjahrzehnten.

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