Aufwühlend: Roddy Doyles Roman „Lächeln“

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Angeregt durch das Gespräch mit einem ehemaligen Mitschüler in einem Dubliner Pub wird Victor Forde von den traumatischen Erlebnissen seiner Schulzeit bei den Christlichen Brüdern eingeholt. Er muss sich seiner Vergangenheit stellen. In seinem neuen, sehr aufwühlenden Roman „Lächeln“ (Goya) greift Booker-Preisträger Roddy Doyle mutig, rasant und berührend den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche Irlands auf. Nebenbei erfährt der Leser einiges über die irische Gesellschaft, zurzeit der Kindheit Doyles in den 60er Jahren, aber auch der jüngeren Vergangenheit nach der Jahrtausendwende. Der abendliche Besuch einer unverbindlichen Männerrunde im Pub gehört dazu.

Nach der Trennung von seiner Frau besucht Victor allabendlich ein Pub in der Nähe seiner neuen Bleibe auf ein Pint. Dort trifft er Fitzpatrick. Einen ehemaligen Mitschüler, an den er keinerlei Erinnerung hat. Er mag Fitzpatrick nicht. Die Gespräche mit dem Mitschüler rufen Erinnerungen wach in ihm; Erinnerungen an seine berühmte Ex-Frau Rachel, an seinen eigenen Anspruch, im Leben etwas zu erreichen.

Die Gespräche mit Fitzpatrick im Pub sind aufwühlend. Lang verdrängte Ereignisse suchen Victor heim. Vor allem weckt Fitzpatrick in Victor Erinnerungen an seine Schulzeit, an die Lehrer, insbesondere an den einen Christlichen Bruder.

Vor allem die Gewalttätigkeit der Lehrer in der Schule lässt den Leser fassungslos sein und an eine – hoffentlich – bessere eigene Schulzeit denken.

Roddy Doyles lesenswerter Roman ist aufwühlend und zeigt, dass die traumatischen Erlebnisse tief sitzen. Sie beschäftigen die Betroffenen eine Leben lang.

Roddy Doyle
Lächeln
Roman, aus dem Englischen übersetzt von Sabine Längsfeld
256 Seiten, gebunden
22 Euro
ISBN 978-3-8337-4518-8
Auch als E-Book erhältlich

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