Ratingen/Düsseldorf. Jetzt fand ein Austausch des Unternehmensverbands Ratingen mit dem Vorstand des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR), Oliver Wittke, zur Reaktivierung der Ratinger Westbahnstrecke für den Personenverkehr statt. Wittke machte dabei deutlich: „Wir wollen dieses Projekt“.
Der VRR bestätigte, dass die Leistungsphasen 1 und Teile der Leistungsphase 2 – Grundlagenermittlung und Vorplanung – unmittelbar vor der Beauftragung stehen. Sie umfassen unter anderem die planerische Vorbereitung für das zusätzliche dritte Gleis in Ratingen und den Ausbaubereich bis Düsseldorf-Rath. Danach wird sich zeigen, ob die Westbahn wirtschaftlich tragbar ist. Ein Stopp des Projekts ist möglich.
Gleichzeitig wurde klar: Die zeitlichen und finanziellen Rahmenbedingungen haben sich gegenüber den frühen Annahmen fundamental verändert. Die zu erwartenden Baukosten sollen sich mittlerweile auf rund 440 Millionen Euro fast vervierfacht haben.
„Zeit ist der größte Kostenfaktor“ – so die Formulierung im Gespräch. Und Zeit ist derzeit knapp: Planungszeiträume von über 40 Monaten allein für die Vorplanungsebenen zeigen, dass eine Realisierung in einem überschaubaren Zeitfenster nicht absehbar ist.
Das Sondervermögen ist nicht für Reaktivierungen vorgesehen, sondern ausschließlich für Neubauprojekte. Die Weststrecke fällt damit aktuell nicht in den förderfähigen Kern dieser Mittel.
Im Gespräch wurde zudem der Betrieb der Linie RE 47 in Richtung Remscheid angesprochen. Dieser fand im Jahr 2023 im Stundentakt statt und soll 2026 wieder aufgenommen werden. Für die Westbahn wurde ein solches Modell wegen des Güterverkehrs auf dieser Strecke jedoch als nicht umsetzbar angesehen. Das dritte Gleis ist damit alternativlos für den Personenverkehr.
Unabhängig davon rücken auf Bundesebene derzeit die großen „Korridor-Sanierungen“ der Fernverkehrsstrecken stärker in den Blick, was in der Priorisierungspraxis der DB InfraGO, die für die Schieneninfrastruktur zuständig ist, insgesamt spürbar ist. Die Kapazitäten dort sind ausgelastet. Ohne die DB InfraGO geht es aber nicht. Ansonsten müsste man den Gleiskörper erwerben und in Eigenregie vorgehen.
Die Westbahn bleibt zwar als Idee im System – aber sie wird nicht zeitnah realisierbar.
Die heute realistische Perspektive ist kein Betrieb innerhalb der nächsten Planungsdekade – eher im Zeitkorridor „sehr langfristig“. Die jüngst öffentlich diskutierte Vervierfachung der Kosten unterstreicht diese Einschätzung.
Die Ratinger Westbahn bleibt konzeptionell interessant. Aber sie ist im Hier und Heute kein planbares Mobilitätsinstrument.


