Tragödchen: Liedermacherabend Walter Mossmann

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Gerd Schinkel (Foto: privat)

Ratingen. Am Donnerstag, 4. Dezember, 20 Uhr präsentiert das Tragödchen im Buch-Café Peter & Paula in der Grütstraße 3-7 den nächsten Liedermacherabend.

Walter Mossmann gehörte in den 60er Jahren zu den beeindruckendsten neuen deutschen Liedersängern wie Franz-Josef Degenhardt, Reinhard Mey und Hannes Wader. Sie fanden bei den Festivals auf der Burg Waldeck größere Aufmerksamkeit. Sie stießen eine neue deutsche Liedkultur an, die zu den gegrölten Marschliedern der Nazizeit größtmöglichen Abstand wahrte. Walter Mossmann war der unkonventionellste, der respektloseste der neuen Sänger, und stieß damit auch auf überdurchschnittliches Interesse. 

Anlässlich seines 10. Todesjahres wurde beim diesjährigen Liederfestival auf der Burg Waldeck durch Klaus Grabenhorst und Gerd Schinkel mit einem Portrait-Programm an den badischen Protestbarden erinnert, der stets seine parteipolitische Unabhängigkeit wahrte. Mit seinen unerhört frechen „Flugblattliedern“ hat er in den 70er Jahren den Widerstand gegen den Bau eines Atomkraftwerkes in Wyhl am Kaiserstuhl erfolgreich gestärkt und mit die Umsetzung der Pläne erfolgreich verhindert. Genauso hat er im Wendland gegen die Errichtung eines Endlagers für Atommüll bei Gorleben an der Elbe gesungen und gestritten. Gerade deshalb war auch die Premiere dieses Erinnerungsprogramms am Todestag Mossmanns, der in diesem Jahr auf den Himmelfahrtstag fiel, unweit vom nicht mehr benötigten Bohrloch in Gorleben. In dieser Schaffensphase hat er seine bekanntesten und wichtigsten Lieder geschrieben. Sein Lied vom Lebensvogel ist selbstverständlich ein zentrales Lied des Programms, genauso wie seine anderen unvergessenen Lieder wie die „Ballade von der unverhofften Last“ über einen schwangeren Mann, oder über die Katastrophe in Norditalien in der Produktionsstätte des Entlaubungsgiftes aus dem Vietnam-Krieg in der „Ballade von Seveso“, oder die „Ballade vom toten Matrosen Walter Gröger“ über den gnadenlosen Marinerichter Hans Filbiger, mit der Mosmann nicht unerheblich zum beschleunigten Amtsende des damaligen baden-württembergischen CDU-Ministerpräsidenten beitrug.

Der Sänger und Geschichtenerzähler Klaus Grabenhorst aus Düsseldorf und der Liedermacher und Journalist Gerd Schinkel aus Köln zählen zu einer späteren Generation der Liedersänger. Sie haben beide Walter Mossmann persönlich gekannt und konnten ihm auch ihre große Wertschätzung für das Lebenswerk des unangepassten Protestkünstlers zeigen, der mit am Soundtrack der Bürgerbewegungen in den 70er und 80er Jahren schrieb. Klaus Grabenhorst hat über die Jahrzehnte viele Portraitprogramme auch über internationale Künstler erarbeitet, die ihn durch ihre Qualität und Vielfalt fasziniert hatten. Schon kurz nach Walters Tod hatte er ein „Mossmann-Programm“ parat und trägt mit seiner biografischen Detailkenntnis viel dazu bei, nebenbei das Portrait-Konzert in eine unterhaltsame Geschichtsstunde über die Nachkriegszeit der Bundesrepublik zu verwandeln. Gerd Schinkel pflegt, wie Mossmann auch, den journalistischen Zugang zu Themen, über die er Lieder schreibt. Wie Mossmann auch war er beeindruckt von dem US-Protestsänger Phil Ochs und hat viele der Lieder von Ochs in die deutsche Spache übertragen und hat – wie Mossmann – dessen Melodien für einige seiner eigenen Lieder verwendet. Gerd Schinkel wird deshalb vorwiegend die Mossmann-Lieder singen, deren Texte auf Ochs-Melodien entstanden sind. Mit dem Portraitprogramm soll Mossmanns Bedeutung für die zivilgesellschaftliche Protestkultur unterstrichen werden, damit die Erinnerung an ihn wachgehalten bleibt.

Weitere Informationen unter Telefon 02102 26095, buch-cafe@web.de und www.buch-cafe.com.

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