Bonn. Die Wetterlangeweile kann bald ein Ende haben. Denn die Großwetterlage hat für später sogar ein Ass Namens Luftmassengrenze im Ärmel, das Eisregen und Schnee möglich macht. Was es damit auf sich hat und wie wahrscheinlich ein winterlicher Dezemberanfang ist, erklärt Björn Goldhausen.
Mütze, Schal und Handschuhe werden nun definitiv in den kommenden Tage gebraucht. Ein Schirm schadet auch nicht. Die Wettermodelle zeigen immer wieder spannende Wetterlagen. Erst bringt ein massives Hoch über Nordeuropa immer kältere Luft nach Deutschland und dann mischt sich auch noch ein Tief über dem Mittelmeerraum mit ein und bringt Niederschläge.
Kältere Luft aus dem Osten
Die Wetterlage ist auf den ersten Blick reichlich unspektakulär. Doch das ändert sich in den nächsten Tagen. Richtung Nikolaus wird es richtig spannend beim Wetter.
Wir haben es zunächst mit einem kräftigen Hoch über Russland und Tiefs vom Nordatlantik bis in den Mittelmeerraum zu tun. Weil kalte Luft schwer und träge ist und der Wind um ein Hoch im Uhrzeigersinn dreht, wird bereits jetzt aus Osten Stück für Stück immer kältere Luft bodennah in Richtung Deutschland gelenkt. Das ist im Osten Deutschlands auch schon zu spüren. Dort schaffen die Höchstwerte kaum noch den Sprung über die Fünf-Grad-Marke.
Im Westen ist davon erst einmal wenig mitzubekommen, da die Tiefs hier noch mildes und usseliges Wetter verursachen.
Erster Schritt Richtung Frühwinter
Frühwinterlich wird es dann am Donnerstag. Dann dreht die Strömung bodennah fast im ganzen Land auf Ost und es wird überall spürbar kälter. Zum Freitag sind dann tagsüber nur noch im Südwesten nennenswerte Plusgrade zu messen. Ansonsten pendeln die Höchstwerte um den Gefrierpunkt, teils herrscht auch leichter Dauerfrost. Typisch für den Dezember sind dann aber weder Niederschläge noch viel Sonnenschein zu erwarten. Außer dass es kälter wird, hält sich die Spannung also noch in Grenzen.
Großwetterlage zeigt brisante Mischung
Doch Vorsicht! Bei der Großwetterlage ist was im Busch. Die Wettermodelle zeigen für die folgenden Tage, dass sich das mächtige Hoch quasi über ganz Nordeuropa breit macht – und nicht nur das! Eine extrem ungewöhnliche Wetterlage stellt sich ein. Denn das Gebiet mit hohem Luftdruck reicht von Alaska über Nordamerika und den Atlantik via Europa bis in den Osten Russlands. Björn Goldhausen, Pressesprecher und Meteorologe von WetterOnline: „So ein massives Hoch sieht man wirklich selten. Mit Blick auf Europa sehen wir, dass sich neben dem kräftigen Hoch auch ein giftiges Tief irgendwo zwischen den Azoren und der Iberischen Halbinsel gebildet hat. Dieses Tief wird noch sehr wichtig für den weiteren Wetterverlauf, denn es liegt auf der Nordhalbkugel.“
Es liegt in der Natur der Sache von Tiefs, dass diese auf ihrer Ostseite warme Luft anzapfen. „Genau das macht der kleine Giftzwerg auch“, sagt Goldhausen. Und diese Luft ist nicht nur warm, sondern auch feucht, weil sie über das Mittelmeer nach Norden weht.
Luftmassengrenze macht es richtig spannend
Die Wetterlage rund um Nikolaus könnte aufregend sein. „Wir haben zum einen das Tief, das milde und feuchte Luft nach Norden pumpt und zum anderen das gewaltige Hoch, dass kalte Luft aus Osten nach Mitteleuropa lenkt. Das ist eine brisante Mischung“, erklärt Goldhausen.
Kalte Luft hat die Eigenschaft schwer und gemächlich zu sein und sich gerne in Bodennähe aufzuhalten. Die vom Tief angezapfte milde Luft verhält sich aber ganz anders. Sie ist deutlich leichter und gleitet aus Süden unbemerkt über die schwere kalte Luft auf. „Damit haben wir den meteorologischen Salat…nämlich Hebung! Denn dort, wo die beiden Luftmassen aufeinandertreffen, da ist wirklich was los. Bei dieser massiven Luftmassengrenze, wie sie hier möglich wäre, kann von heftigem Schneefall über Eisregen bis zu usseligem Dauerregen alles dabei sein“, weiß der Meteorologe.
Doch Vorsicht: Aus meteorologischer Sicht ist es noch lange hin bis zum Showdown der Luftmassen. Ob dies so kommt, bleibt noch abzuwarten. Was hingegen recht sicher erscheint ist, dass sich eine ungewöhnliche Hochdrucklage auf der Nordhalbkugel einstellt, die man so eher selten zu Gesicht bekommt. Die Aussichten auf ein winterliches Gastspiel im Dezember könnten dabei schlechter stehen.
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