S6: Keine S-Bahn vor Mitte 2026

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S-Bahnhof Hösel

Ratingen. Bevor der erste S-Bahnzug wieder nach Hösel kommt, werden mindestens zwei Jahre vergehen. Das teilte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Donnerstag in einem Pressegespräch mit. Bis dahin werden Reisende den Schienenersatzverkehr nach Düsseldorf oder Essen nutzen müssen. Die Kosten für die Reparatur der Schäden am Bahndamm schätzen die Bahnexperten auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag.

Massive Beschädigungen am und unterhalb des Bahndamms vor dem Höseler Tunnel erfordern umfangreiche Sicherungsmaßnahmen. Das Projektteam der Bahn plant eine 100 Meter lange Bohrpfahlwand und Auffangnetze auf einer Länge von rund 300 Metern.

Aufgrund der schweren und langanhaltenden Regenfällen Anfang des Jahres hat ein Felsbruch auf der S-Bahnstrecke der S6 bei Hösel die Schieneninfrastruktur massiv beschädigt. Bereits im Februar zeigten erste geotechnische Untersuchungen Schäden an Gleisen, Weichen, Kabeln, Tiefenentwässerung und der Stützwand zur Sicherung des Bahndamms. In den vergangenen Wochen und Monaten hat ein Expertenteam der Deutschen Bahn (DB) und Spezialfirmen den Hang und den Untergrund mit Hilfe von Kameratechnik und Kernbohrungen untersucht. Seit wenigen Wochen liegen den Fachleuten der DB in Zusammenarbeit mit unabhängigen Gutachtern und Ingenieurbüros nun die Ergebnisse der Analysen vor: Die enormen Kräfte haben nicht nur den kompletten Oberbau – bestehend aus Schienen, Schotter und Schwellen – auf rund 400 Metern zerstört, sondern auch enorme Schäden unterhalb des Bahndamms angerichtet. Die so genannte Stützwand, die der Sicherung der Strecke dient, hat sich verschoben und muss von Grund auf erneuert werden.

Bahn setzt umfangreiches Sicherungskonzept um
Jetzt erarbeiten die Planer der DB ein detailliertes Sanierungs- und Sicherungskonzept. Die neue Stützwand wird auf einer Länge von rund 100 Metern installiert. Sie wird aus massiven Bohrpfählen bestehen, die bis zu zehn Meter tief im Boden verankert sind. Zusätzlich setzt die DB auch weitere Hangsicherungsmaßnahmen um. Mit Hilfe von Bodenverankerungen sowie Auffangnetzen soll das Gestein bei zukünftigen Hangbewegungen aufgefangen werden und damit Schäden an der Strecke vermieden werden.

Sanierungsmaßnahmen erfordern Plangenehmigungsverfahren beim EBA
Da die umfangreiche Sanierung einem Neubau gleichkommt, ist vor Beginn der Hauptbauarbeiten ein Plangenehmigungsverfahren beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) notwendig. Derzeit stimmt die DB gemeinsam mit den betroffenen Umwelt- und Wasserschutzbehörden die Detailplanung ab. Die umfangreichen Planungsunterlagen will das Projektteam noch bis Ende des Jahres beim EBA einreichen.

Parallel zum Genehmigungsverfahren, dass 18 bis 36 Monate dauern kann, bereitet das Team zudem die Ausschreibungsunterlagen für das Millionenprojekt vor. Sobald die Plangenehmigung vom EBA vorliegt, sollen die Baumaßnahmen umgehend ausgeschrieben werden. Nachdem geeignete Baufirmen gefunden wurden, plant die DB mit einer Bauzeit von rund sechs Monaten.

Derzeit rechnet die DB mit dem Abschluss der Bauarbeiten und einer möglichen Wiederaufnahme des durchgehenden S-Bahnverkehrs von Ratingen bis nach Essen Hbf nicht vor Ende des 1. Halbjahrs 2026. 

Auswirkungen auf die Fahrgäste: Busse statt Bahnen
Die DB wird die für Pendler wichtige Bahnstation Ratingen-Ost von montags bis freitags in der Zeit von 4:30 Uhr bis 20 Uhr wieder bedienen. Hierfür muss ein zusätzliches Stellwerk mit zusätzlichem Personal besetzt werden.  Die Bedienung der S-Bahnstation Ratingen-Hösel ist aus technischen Gründen nicht möglich.

Ab Ratingen-Ost steht ein Schienenersatzverkehr bis Kettwig bereit und ab Kettwig ist ein Pendelverkehr bis Essen Hauptbahnhof eingerichtet. Der Schienenersatzverkehr hält an allen dazwischen liegenden S-Bahnstationen.

Während der übrigen Zeit gilt folgendes Ersatzkonzept: Die S-Bahnen aus Richtung Köln enden und beginnen in Düsseldorf-Rath Mitte. Die Züge der Linie S6 fallen zwischen Düsseldorf-Rath Mitte und Kettwig aus. Ein Ersatzverkehr mit Bussen (SEV) ist zwischen Düsseldorf-Unterrath und Düsseldorf-Rath Mitte und Kettwig eingerichtet. In Düsseldorf-Unterrath besteht Anschluss zu den Zügen der Linien S1 und S11. Zwischen Düsseldorf Hauptbahnhof und Essen Hauptbahnhof stehen auch weiterhin die Züge der Linien RE 1 (RRX), RE 6 (RRX) und die S1 zur Verfügung.

Für die entstehenden Unannehmlichkeiten bittet die DB die Fahrgäste um Entschuldigung. Die DB bedauert den Umstand, dass die Bahnstrecke für einen solch langen Zeitraum nicht durchgehend befahren werden kann. Die Bahn versichert, dass sie alles daran setzt, so schnell wie möglich die Strecke wieder in Betrieb zu nehmen. Allerdings habe die Sicherheit der Fahrgäste und eine dauerhafte und nachhaltige Verfügbarkeit der Strecke Priorität, so der Bahnsprecher.

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