Ratinger stehen auf gegen Rechts

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Ratingen. Waren es 1500 oder 2500 Menschen, die dem Aufruf der Omas gegen Rechts und der Bluna Connection gefolgt waren? Die Schätzungen gehen weit auseinander, aber eins steht fest: viele sind gekommen und mehr hätten auch gar nicht mehr auf den Platz gepasst. Groß und klein, jung und alt, Privatpersonen, Verbände, Organisationen, Fraktionen, Gemeinden hatten sich vor St. Peter und Paul versammelt, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen.

„Mir ist es total wichtig, gerade hier ein Ratingen Präsenz zu zeigen“, so eine Besucherin der Kundgebung. „Es ist inzwischen einfach genug mit der AfD und den Rechten, wir wollen zeigen, dass wir zu den demokratischen Grundwerten stehen!“

Die Veranstalter sind überwältigt von dem positiven Zuspruch, den sie während und nach der Veranstaltung gefunden haben.

Es gab nur drei Redner: Eva Schulze von den Omas gegen Rechts sprach eindringliche Worte, erinnerte an das geschichtsträchtige Datum (am 27. Januar 1945 wurde das KZ in Auschwitz von den Alliierten befreit) und die Gefahren, die vor allem auch von rechten Jugendorganisationen ausgehen. Sie warf der AfD vor, mit ihrem Abstimmungsverhalten viele notwendige Investitionen blockieren zu wollen, so hatte die AfD gegen die Finanzierung des Digitalpakts Schule und auch gegen höhere Löhne in der Pflege gestimmt. Das gefiel den anwesenden Ratingerinnen und Ratingern nicht und sie machten ihrem Unmut auch lautstark Luft.

Auch Doris Mause von der Bluna Connection positionierte sich sehr deutlich gegen Pläne etwa der „Remigration“. „Finger weg von unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern“, ermahnte sie die AfD. „Und Finger weg von unserer Demokratie!“

Zwei Dinge erbat sie sich von den Besucherinnen und Besuchern der Kundgebung: dass sie auch im privaten Gespräch im Freundeskreis, in der Familie oder mit Kolleginnen und Kollegen widersprechen, wenn ausländerfeindliche oder rassistische Äußerungen getroffen würden und dass jede der anwesenden Personen zur Europawahl im Juni ihre Stimme abgeben sollte.

Ganz besonders gewann die Herzen die dritte Rednerin: Die 13-jährige Anna-Sophia berichtete als gebürtige Ratingerin davon, dass auch sie von den Remigrations-Plänen des Potsdamer Treffens betroffen wäre – ihre Mutter sei Migrantin und so wäre auch sie, sollten die kruden Pläne der Rechtsextremen Realität werden, Deutschlands verwiesen. Es war bewegend, hier ein Gesicht zu sehen, dass die Absurdität und die Hässlichkeit des Begriffes „Remigration“ vortrefflich illustrierte.

In der ganzen Veranstaltung spielten die „Roten Karten gegen Rechts“ eine große Rolle. Sie wurden wiederholt und offensichtlich mit großer Freude von den Anwesenden in die Höhe gehalten, wenn es darum ging, sich von den Ansichten der rechtsradikalen Partei zu distanzieren und der eigenen Abneigung Ausdruck zu verleihen. Auch die Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese (selbst Mitglied in der Bluna Connection und Mitorganisatorin der Veranstaltung) und Peter Beyer standen nebeneinander und hielten ihre Roten Karten in die Höhe. Auch ansonsten waren viele Ratinger Politikerinnen und Politiker vor Ort, etwa die Ratsmitglieder Ute Meier, Angela Diehl und Christian Wiglow, die Landtagsabgeordnete Elisabeth Müller-Witt und Bürgermeister Klau Pesch, um nur einige zu nennen.

Vereine und Verbände waren gekommen, die Stadtverwaltung war präsent, Kirchengemeinden waren angereist und vor allem viele Kinder waren kreativ geworden und hatten ihre ganz eigenen Plakate dabei: „Lilifee“ statt AfD“ stand auf einem der vielen liebevoll gestalteten Plakate.

Aber auch andere Prominenz ließen sich die Ehre nicht nehmen, so erschien das Ratinger Prinzenpaar Daniel I. und Petra II. und verliehen Eva Schulze und Doris Mause einen Orden.

Obwohl der Kirchplatz rappelvoll war, verlief die ganze Veranstaltung in einem harmonischen und friedlichen Miteinander. Zahlreiche Ordner und Helfer sorgten dafür, dass der Marktbetrieb unbehelligt ablaufen konnte, und Polizei und Ordnungsamt halfen, einen geordneten Rahmen zu gestalten, in dem alle Anwesenden die Veranstaltung genießen konnten.

„Wir möchten uns ganz ausdrücklich bei Polizei und Ordnungsamt bedanken“, so Christoph Mause von der Bluna Connection, „es war eine fantastische und friedliche Veranstaltung, die gezeigt hat, wo Ratingen steht. Der einzige Wermutstropfen war, dass wir nächstes Mal dann doch eine größere Lautsprecheranlage mitbringen müssen. Mit einem solchen Ansturm hatten wir nicht gerechnet.“

Foto: Bluna Connection

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