Hösel. Als Ergebnis der internationalen Tagung des Oberschlesischen Landesmuseums, die sich anlässlich des 100. Jahrestages im Jahr 2021 mit der Volksabstimmung in Oberschlesien befasste, und um die gewonnenen Ergebnisse zu bündeln, präsentieren die Herausgeber David Skrabania und Sebastian Rosenbaum die Publikation „Die Volksabstimmung in Oberschlesien 1921: Nationale Selbstbestimmung oder geopolitisches Machtspiel?“. Das Buch ist Mitte Mai als E-Book und am 7. Juli als Festeinband in der Reihe „FOKUS – Neue Studien zur Geschichte Polens und Osteuropas“ im Brill Schöningh Verlag erschienen.
In sechs Teilen und in über dreißig Beiträgen geben Guido Hitze, Ryszard Kaczmarek, Juliane Haubold-Stolle, Bernard Linek, Jörn Leonhard, Karsten Eichner, Evelyne Adenauer, Sascha Hinkel, Piotr Pałys, Maciej Fic, Benjamin Conrad, James Bjork, Zbigniew Gołasz, Lutz Budrass, Andrzej Michalczyk, Mirosław Węcki, Grzegorz Bębnik, Matthias Lempert, Jakub Grudniewski, Marek Jurkowski, Beniamin Czapla, Dawid Smolorz, Jiří Neminář, Bartholomäus Fujak, Florian Paprotny, Grażyna Szelągowska, Wilhelm Wadl, Áron Máthé und die beiden Herausgeber einen umfassenden Blick auf das Thema. Dazu gehören neben dem Forschungsstand auch die bestehenden Erinnerungskulturen, die internationalen Aspekte der Situation Oberschlesiens nach 1918, die gesellschaftliche Stimmung im Zuge des Volksabstimmungskampfes, die Mechanismen der Plebiszit-Kampagne sowie die Durchführung der Volksabstimmung und die Reaktionen darauf. Im letzten Teil werden Fallbeispiele aus anderen europäischen Regionen zum Vergleich herangezogen.
„Die Ereignisse der Jahre 1919 bis 1922 in Oberschlesien mit den Aufständen, der Volksabstimmung und letztlich der Teilung der Region bilden bis heute einen wunden Punkt in der deutsch-polnischen Geschichte. Auch nach 100 Jahren ist die Beschäftigung mit der Thematik bisweilen sehr emotional. Sichtbar wird auch die unterschiedliche Erinnerungskultur an diese Ereignisse, und zwar nicht nur in Bezug auf die Intensität des Gedenkens, das in Deutschland inzwischen nicht mehr sehr ausgeprägt ist – im Gegenteil zu Polen, sondern auch im Hinblick auf die Schwerpunktsetzung, die in Polen klar auf dem Abstimmungskampf und den Aufständen liegt (…) Die sehr gute und professionelle Zusammenarbeit bei diesem schwierigen Thema ist ein Gradmesser für eine immer besser werdende wissenschaftliche Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte und das Verständnis der jeweils anderen Position“, lobt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Haus Oberschlesien, Sebastian Wladarz, in seinem Vorwort.
Die Publikationsserie des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften präsentiert wissenschaftliche Monografien und herausragende Sammelbände mit neuesten Forschungen zur Geschichte Polens und Osteuropas. Die Publikationen verbinden Perspektiven der verschiedenen geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen bei der Betrachtung der Vergangenheit der Region. Obwohl der thematische Schwerpunkt der Reihe auf Polen und Osteuropa liegt, ist es das Ziel der Herausgeber, diesen Teil Europas in einen breiteren Forschungskontext zu stellen und damit auch einen Beitrag zur deutsch-polnischen Beziehungs- und Erinnerungsgeschichte zu leisten.
Foto: SHOS/OSLM Langen