Düsseldorf. Das Florence-Nightingale-Krankenhaus der Kaiserswerther Diakonie und das Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) gründen zusammen das erste Atemnotfallzentrum der Region. Von der neuen und innovativen Behandlungsstruktur profitieren vor allem Patientinnen und Patienten, die mit akuter Luftnot in den Notaufnahmen der beiden Kliniken ankommen. Ihnen stehen jetzt an beiden Krankenhäusern von Anfang an zusätzliche Spezialisten aus der Herz- und Lungenmedizin zur Verfügung, die eine besondere Erfahrung in der Behandlung der akuten Atemnot aufweisen – ergänzend zur Behandlung weiterer Erkrankungen der Patientinnen und Patienten.
Atemnot ist ein häufiges Symptom in den Notaufnahmen der Kliniken, das die Patientinnen und Patienten als sehr bedrohlich empfinden. Dabei wird sie als Hauptsymptom deutlich unterschätzt. Menschen mit akuter Atemnot haben ein höheres Risiko zu versterben oder intensivmedizinische Behandlung zu benötigen als Menschen mit akutem Brustschmerz. Akute Atemnot kann bei vielen Erkrankungen auftreten; ihre häufigsten Ursachen sind akute Erkrankungen des Herzens und der Lunge. Daher ist es sinnvoll, schon von Anfang an Spezialisten für Herz- und Lungenerkrankungen einzubeziehen, wie dies bereits bei anderen lebensgefährlichen Krankheitsbildern in spezialisierten Behandlungseinheiten – wie bspw. Brustschmerz-Einheiten (Chest pain Unit) oder Schlaganfall-Einheiten (Stroke Unit) in Notaufnahmen erfolgt. Für die akute Atemnot gibt es bisher solche speziellen Atemnotfallzentren in Deutschland noch nicht.
Atemnot im Atemnotfallzentrum im Mittelpunkt
Der Ablauf in den Notaufnahmen wird im Rahmen des Atemnotfallzentrums erweitert: Kommt jemand mit Atemnot in eine der beiden Kliniken, wird zunächst durch das Team der Notaufnahme eingeschätzt, welchen Stellenwert die Luftnot hat. Ist es ein akutes Ereignis? Geht es sogar mit Brustschmerzen einher? Dann werden Herzmediziner und Lungenspezialisten schon an dieser Stelle mit einbezogen, um zunächst eine möglichst genaue Diagnose zu stellen. Gleichzeitig kümmert sich das Team der Notaufnahme bereits um erste Therapieschritte, mit der die akute Luftnot gelindert wird – etwa durch das Inhalieren eines Medikaments zur Erweiterung der Bronchien oder die Gabe von Sauerstoff.
Schnelles Eingreifen an beiden Standorten durch Spezialisten der Herz- und Lungenmedizin
„Viele Atemnot-Problematiken ergeben sich aus einer Herzerkrankung. In beiden Kliniken sind spezialisierte Mediziner verfügbar, die bei Bedarf direkt in einem Herzkatheterlabor prüfen, worin die Ursache der akuten Atemnot liegt und auch die Therapie dort unmittelbar einleiten können. Diese sofortige Verfügbarkeit vor Ort ist ein besonderes Merkmal des neuen Zentrums“, erläutert Professor Malte Kelm, Direktor der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie am UKD.
„Die notfallmedizinischen Möglichkeiten der Notaufnahme werden durch den Einbezug der Lungen- und der Herzspezialisten deutlich erweitert“ beschreibt Professor Michael Bernhard, Leiter der Zentrale Notaufnahme am UKD die Verbesserung der Versorgungslage.
„Die Diagnose und die Behandlung von Luftnot erfolgt durch das neue Zentrum präziser und schneller – auch in der Weiterversorgung. Das neue und besondere Angebot ist, dass im Team vor Ort sowohl Lungenfachärzte als auch Kardiologen gemeinsam auf die Patientinnen und Patienten schauen. Demzufolge müssen in der Klinik beide Fachdisziplinen Kardiologie und Pneumologie vorhanden sein, was nicht überall der Fall ist. Genau das ist in beiden Krankenhäusern aber gegeben durch die entsprechenden Spezialisten und die technische Infrastruktur“, beschreibt Professor Stefan Krüger, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Kardiologie und internistische Intensivmedizin am Florence Nightingale Krankenhaus die Vorteile des neuen klinikübergreifenden Zentrums.
Zum Aufbau der erforderlichen Strukturen ist im letzten Jahr am Florence-Nightingale Krankenhaus ein Herzkatheterlabor eingerichtet worden und in Betrieb gegangen. Die erfahrenen Herzspezialisten sind zusammen mit den Lungenspezialisten ein eingespieltes Team. Sie sind rund um die Uhr im Einsatz, um die Ursachen der Atemnot zügig zu diagnostizieren und zu behandeln.
Atemnotfallzentrum hilft auch bei chronischen Beschwerden
Ist die Luftnot akut, werden im Atemnotfallzentrum sofort Diagnostik und Therapie eingeleitet. Liegt der Luftnot ein chronisches Leiden zugrunde, ergreifen die Spezialisten im Atemnotfallzentrum Maßnahmen für eine weitergehende Diagnostik zur Ursachenklärung. Diese kann teilweise im Krankenhaus erfolgen, bei stabilen Patientinnen und Patienten gegebenenfalls auch ambulant. Hierfür hält das kooperative Atemnotfallzentrum des Florence Nightingale Krankenhauses und des Universitätsklinikums Düsseldorf ambulante Möglichkeiten vor.
Wissenschaftliche Begleitung des neuen Zentrums
Die Entwicklung des Zentrums wird auch wissenschaftlich begleitet. Die Medizinerinnen und Mediziner haben fundierte Behandlungspfade für die Atemnot entwickelt. Solche Behandlungspfade gibt es bereits für den Herzinfarkt oder den Schlaganfall und haben zu einer Verbesserung der Behandlungsergebnisse geführt. Diese Erkenntnisse werden in wichtigen Fachpublikationen veröffentlicht, um die neuen Behandlungsstrukturen und deren Mehrwert für die Patientinnen und Patienten auch außerhalb von Düsseldorf zu verbreiten.
Foto: Universitätsklinikum Düsseldorf