Hösel. Man stelle sich vor, man setzt einfach eine Brille auf und ist unmittelbar in einer völlig anderen Welt. Man entwickelt beinahe das Gefühl von grenzenloser Freiheit, die Welt vollständig verändern zu können. Das können Menschen im virtuellen Raum sogar über weite Distanzen entfernt gemeinsam.
Jorge Yen, Inhaber des Unternehmens Professional Dimensions, Düsseldorf, und ehrenamtlich als Präsident des Rotary Clubs Ratingen tätig, hat das in einem sehr eindrucksvollen, lebendigen und humorvollen Vortrag beim Kulturkreis Hösel demonstriert. In praktischen Übungen und Präsentationen hat Yen gezeigt, dass wir in die mit unserem „unbewaffnetem Auge“ wahrgenommenen Realität mit den digitalen Technologien virtuell bewusst eingreifen und sie weiterentwickeln können.
Wo geschieht das jetzt schon? Der Ursprung der virtuellen Technologien (augmented und mixed reality sowie Metaverse genannt) liegt in der Spielebranche. Phantasievolle Spiele in einem Mix von realen und virtuellen Realitäten waren und sind der Verkaufschlager. Schnell haben die Wirtschaft und die Software-Entwickler verstanden, wie hilfreich diese Technologien für eine Vielfalt von praktischen Anwendungen sind: in der Produktentwicklung, in der Reparatur, in dem Kennenlernen und Bedienen von Geräten, in der Bauwirtschaft, im Planen von Hausbau und Sanierung von Innenräumen. Und natürlich auch im Militärbereich.
Bereits während der Präsentation wurden viele Verständnisfragen des zahlreich erschienenen Publikums gestellt und geklärt. Es erfuhr, wie rasant die Branche der virtuellen Technologien und der entsprechenden Softwareentwicklung wächst und damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Deutschland spielt bisher nicht in der weltweiten Spitzengruppe mit.
Yen gab als ein Beispiel für einen großen Auftrag an sein Unternehmen in Deutschland, und zwar die virtuelle Präsentation der neuen Zentralbibliothek in Düsseldorf für den Besucher, der zum Beispiel ganz bestimmte Literaturbereiche sucht.
Nach der Präsentation schloss sich eine sehr lebhafte Diskussion an, über die Chancen bis hin zu den moralisch-ethischen Fragen, welche Gefahren und Manipulationsmöglichkeiten im Schaffen von virtuellen Realitäten liegen können und ob und wie man Grenzen ziehen kann und muss. Die abschließenden Erkenntnisse: Wir können zwar nicht mitreden über das, was sich da gerade technisch tut, aber wir haben relevante Kenntnisse erhalten. Künstliche Intelligenz beginnt inzwischen zwischen wahr und unwahr unterscheiden zu können. Technik ist grundsätzlich wertfrei. Sie ist apriori nicht gut oder böse. Erst der Mensch macht sie dazu. Ganz wie bei der Entwicklung der Atombombe. Der Kulturkreis plant weitere Veranstaltungen zum Verstehen von bedeutenden technologischen Entwicklungen.