Lintorf. Es ist kein Jubiläum, das die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Lintorf 1464 feiern wird. Am 14. August dieses Jahres jährt sich das Dickelsbachhochwasser, bei dem die Kirmes unter Wasser stand, zum 70. Mal.
Am späten Abend des 14. August 1954, es war Schützenfestsamstag, zog gegen 22 Uhr über Lintorf ein Unwetter hinweg. Ungewöhnliche Mengen Regen fielen jedoch nicht nur in Lintorf, sondern auch in Hösel und Heiligenhaus.
Die Stimmung im Schützenzelt ist an jenem Samstagabend auf dem Höhepunkt. Die Schützen feiern kräftig – mitten im Dorf. Denn das Zelt steht auf dem Schulhof der Johann-Peter-Melchior-Schule. Und die steht dort, wo heute das ehemalige Rathaus steht. Draußen regnet es unaufhörlich. Doch der Stimmung tut es keinen Abbruch. Irgendwann in der Nacht gehen allen nach Hause.
Am Sonntag ist die Überraschung groß. Die Kirmes ist überflutet. Die war nämlich unmittelbar am Dickelsbach gelegen und der hatte Hochwasser. Der Beekerhof war überflutet, der Marktplatz zwischen Bürgershof und Mecklenbeck ebenso wie der Bürgershof selbst, die Helpensteinmühle und die gegenüberliegende Wiese – die heutige Drupnas. Bis zur Pfarrkirche St. Anna erstreckte sich der See.
Bruderschaftkönig Hermann Kockerscheidt von der Tell-Kompanie Lintorf 1909 nahm nicht am Schützenzug teil. Für ihn sprang sein Vorgänger Sebastian Jacobs von der Hubertus-Kompanie ein. In Heiligenhaus hatte das Unwetter noch schlimmer gewütet. Kockerscheidt wurde auf seinem Bauernhof gebraucht, den er in Heiligenhaus erst wenige Jahre zuvor übernommen hatte.
Der Schützenzug fand tatsächlich statt, obwohl den Lintorfern das Wasser zwar nicht bis zu Halse, aber zumindest bis zum Knie stand. Denn der Spielmannszug aus Essen-Kray, der für den Schützenzug verpflichtet worden war, wusste nichts von einem Hochwasser im fernen Lintorf. Die Spielleute reisten an und wollten unbedingt spielen. Also zog ein improvisierter Schützenzug durch ein teils unter Wasser stehendes Lintorf.