Bergisches Land. Silvester bedeutet für die Mitarbeitenden des Rettungsdienstes der Johanniter-Unfall-Hilfe Hochbetrieb. Zwar ging die Zahl der Verletzten aufgrund des Verkaufsverbots von Silvesterfeuerwerk während der Pandemie zurück. Mit der Aufhebung des Verbots wird die Zahl der Menschen wieder steigen, die sich in der letzten Nacht des Jahres verletzen, weil sie leichtsinnig oder unter Alkoholeinfluss unsachgemäß mit Feuerwerkskörpern hantieren.
Vor der Pandemie verzeichnete die Barmer Ersatzkasse an Silvester 2019 etwa 4000 Verletzungen, die in einer Klinik behandelt werden mussten. Das kann zum Beispiel bedeuten: abgetrennte Finger, Verbrennungen und Brüche. Daneben sind auch Verletzungen im Gesicht und der Augen häufig. Gibt es einen Unfall, kommt es darauf an, richtig und schnell zu reagieren, um Schlimmeres zu verhindern.
Augenverletzungen werden oft durch einen zu geringen Sicherheitsabstand verursacht. Tanja von Speicher, Ausbildungsleiterin der Johanniter im Kreis Mettmann, rät: „Wenn Fremdkörper ins Auge geraten, sollten Laien diese nicht selbst entfernen. Stattdessen muss die verletzte Person sofort in eine Notaufnahme oder Rettungsstelle gebracht oder der Rettungsdienst alarmiert werden!“ Als erste Maßnahmen vor Ort sollten das betroffene Auge mit einer keimfreien Wundauflage bedeckt und dann beide Augen vorsichtig mit einem Tuch verbunden werden. Tanja von Speicher: „Nur durch das Verbinden beider Augen wird eine Ruhigstellung des verletzten Auges und damit eine Schmerzlinderung erreicht.“ Zur Vorsorge raten die Johanniter, nicht nur den auf der Verpackung angegebenen Sicherheitsabstand beim Zünden unbedingt einzuhalten, sondern am besten eine Schutzbrille zu tragen.
Auch die Ohren sind bei der Silvesterknallerei gefährdet. Die beste Vorbeugung bieten hier Ohrstöpsel. Die Ausbildungsleiterin der Johanniter warnt: „Silvesterböller erreichen eine Lautstärke von bis zu 175 Dezibel. Das ist lauter als ein Presslufthammer. Der hohe Schalldruck kann ein Knalltrauma auslösen und zu einer Schädigung des Innenohrs führen. Die Folge ist Schwerhörigkeit in den ersten Stunden oder Tagen. Schlimmstenfalls bleibt das Gehör ein Leben lang geschädigt.“
Zu den häufigsten Verletzungen zu Silvester zählen Verbrennungen und andere Verletzungen an den Händen bis zum Verlust von Fingern. Diese werden meist verursacht durch zu frühe Explosionen oder weil Feuerwerkskörper mit bereits brennender Lunte zu lange in der Hand gehalten werden – leider eine gerade bei Jugendlichen beliebte Mutprobe. Tanja von Speicher rät daher: „Brandwunden sollten allenfalls kurz mit Leitungswasser – auf keinen Fall mit Eis oder Schnee – gekühlt werden. Puder oder Salben gehören ebenfalls nicht auf offene Wunden. Brandwunden mit einer nicht klebenden sowie keimfreien Wundauflage bedecken und verbinden. Bei schwereren Verletzungen sofort unter der Rufnummer 112 den Rettungsdienst alarmieren!“
Damit es gar nicht erst zu einem Unfall kommt, hier die wichtigsten Tipps für eine sichere Silvesterknallerei:
- Nie stark alkoholisiert ein Feuerwerk zünden und darauf achten, dass andere nicht zu viel Alkohol getrunken haben, wenn sie mit Böllern und Raketen hantieren. Gerade nach Alkoholgenuss sollte man besonders vorsichtig im Umgang mit Feuerwerk sein.
- Nur geprüftes Feuerwerk kaufen (siehe Hinweis der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung auf der Verpackung).
- Vor dem Zünden sorgfältig die Gebrauchsanweisung lesen.
- Feuerwerk nur im Freien abbrennen, nie in geschlossenen Räumen.
- Feuerwerkskörper nie länger als nötig in der Hand halten.
- Nach dem Anzünden den vorgegebenen Sicherheitsabstand einhalten.
- Niemals auf Menschen, Tiere, Gebäude oder Fahrzeuge zielen.
- Kinder nie alleine mit Feuerwerk hantieren lassen.
- Kleinere Kinder auch beim Zünden von Knallerbsen oder Ähnliches beaufsichtigen
- Nie versuchen, Feuerwerkskörper, die beim ersten Versuch nicht gezündet haben, ein zweites Mal anzuzünden – die Gefahr, dass es dabei in der Hand zu einer Explosion kommt, ist sehr hoch!
- Keine Blindgänger aufsammeln, sie können immer noch explodieren!
Foto: Johanniter-Unfall-Hilfe e.V./Andreas Jäckle, Lichtbildbude