Erfolgsmodell Caritas-Lernpatenschaft

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Jochen (von links), Handan Dikyokus, Hindrin und Fiona (Foto: privat)

Ratingen. Im Jahr 2015 flüchtete Hindrin, damals gerade 14 Jahre alt, mit ihrer Familie vor dem Terror des IS aus dem Nordirak und landete in einer Flüchtlingsunterkunft in Ratingen. Keine einfache Situation für die junge Frau, nicht nur durch die beengte räumliche Situation, sondern auch durch die neue schwierige Sprache, andere Schriftzeichen. Hindrin startete in der Einstiegsklasse für Geflüchtete.

Jochen P., gelernter Bankkaufmann und Verkaufstrainer und frisch im Ruhestand, engagierte sich bereits in einigen Projekten, war aber auf der Suche nach einer neuen Aufgabe und Herausforderung.

Durch Vermittlung von Handan Dikyokus, Koordinatorin der Caritas-Lernpatenschaft, kamen Hindrin und Jochen als Lernpaten-Team zusammen und starteten zweimal wöchentlich mit einer Digitalpatenschaft den gemeinsames Lernerfolg.

„Die Patenschaft hat mir Vertrauen in meine Fähigkeiten gegeben, denn anfangs war ich sehr schüchtern“, erzählt die junge Frau heute. „Ich habe gelernt mich mehr im Unterricht einzubringen und eigene Wünsche und Sichtweisen zu formulieren.“

Zunächst geht es bei der Unterstützung im Wesentlichen um die Verbesserung der Deutschkenntnisse, denn wie kann man Biologie oder Politik verstehen, wenn das Vokabular unbekannt ist. Hindrin sendet Aufgaben und Unterlagen per E-Mail an Jochen, der sich dann gut auf das nächste Videotelefonat vorbereitet. Die beiden diskutieren dann auch tagesaktuelle Themen, lesen Referate laut vor oder üben manchmal kleine Zungenbrecher.

„Die Arbeit mit Hindrin ist für mich eine geistige Erfrischung und Bereicherung“, erzählt Jochen. „Das gemeinsame Lernen ist immer von großer Wertschätzung und Klarheit geprägt und ich hätte mit niemand anderem so erfolgreich arbeiten können“, ist Jochen sicher.

Hindrin spricht heute akzentfreies Deutsch, drückt sich gewählt aus und wird die Schule im Juli mit einem guten Abitur beenden, sie plant im Anschluss ein Zahnmedizinstudium aufzunehmen.

Aber hier ist die Geschichte noch nicht zu Ende, denn es gibt ja noch Fiona. Fiona besucht die zweite Klasse der Erich-Kästner-Schule und Fiona hat eine Lernpatin. Eine Lernpatin, die ihr in Mathe und Deutsch hilft, mit der sie gemeinsam Hausaufgaben macht, mit der auch schon mal etwas bastelt oder abwechselnd vorliest. Diese Lernpatin heißt Hindrin. Lernpatin und Patenkind treffen sich seit rund einem Jahr einmal wöchentlich in der Schule, Lernmaterial, Infos und Aufgaben kommen von der Klassenlehrerin. Aber die beiden haben auch Spaß miteinander lesen abwechselnd Geschichten laut vor und Fiona erzählt frei, was auch immer sie auf dem Herzen hat.

Eingestiegen in den „Job“ als Lernpatin ist die heute 22-Jährige über einzelne Einsätze bei Veranstaltungen der Lernpatenschaft, wie Kreativnachmittage und Ausflüge. Vorbereitet durch die Caritas-Koordinatorin Handan Dikyokus hat sie natürlich längst die Präventionsschulungen absolviert und erfüllt auch sonst alle Vorrausetzungen.

Hindrin sagt: „Ich wollte als Patin einfach das Positive, was ich erlebt und bekommen habe, an jemanden weitergeben und heute kann Fiona davon profitieren.“

Die Lernpatenschaften sind eine Initiative des Caritasverbandes und dort angesiedelt im Fachdienst für Integration und Migration. Genutzt werden können sie von Kindern und Jugendlichen jeder Herkunft, aktuell gibt es rund 110 bestehende Patenschaften. Menschen, die sich vorstellen können selbst als Pate oder Patin aktiv zu werden, können sich gerne von der Koordinatorin, Handan Dikyokus, über Voraussetzungen, Art und Umfang der Aufgabe beraten lassen.

Kontakt
Caritas-Lernpatenschaft
Telefon: 02102/9394612
lernpaten@caritas-mettmann.de

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