Denkmaltag: Gut 40 Besucher auf dem alten Friedhof

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Lintorf. Seit 1993 findet im September der von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz initiierte und unterstützte „Tag des offenen Denkmals“ statt. In diesem Jahr lautete das Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“. Die Besucher wurden dazu eingeladen, sich auf Spurensuche zu begeben und Geschichte und Geschichten an einem Denkmal zu ermitteln. Der Verein Lintorfer Heimatfreunde (VLH) hatte zur Spurensuche auf dem alten Friedhof an der Duisburger Straße eingeladen.

Gut 40 Teilnehmer sind am Sonntag auf dem alten Friedhof an der Duisburger Straße auf „Spurensuche“ gegangen, denn die Heimatfreunde stellten diesen Ort bei der diesjährigen Veranstaltung vor. Interessiert lauschten sie den Ausführungen von Dietmar Falhs, dem stellvertretenden Vorsitzender und Archivar des VLH, über die Geschichte des Friedhofes, der übrigens bereits der dritte in Lintorf ist.

Der erste Friedhof umgab die alte Dorfkirche St. Anna. Ende des 18. Jahrhunderts untersagte der damalige Kurfürst Karl Theodor Bestattungen innerhalb von Ortschaften „in Erwägung der aus den Totengräbern aufsteigenden Ausdünstungen und daher auf das menschliche Leben und Gesundheit entstehenden Folgen“. (Zitat Quecke aus dem Jahr 2012).

Der zweite Friedhof entstand an der Straße nach Angermund, auf dem Gelände des heutigen Hotel LiLi. Doch auch dieser Friedhof wurde nach rund 50 Jahren wieder aufgegeben, die Gräber wurden eingeebnet und die Grabsteine beseitigt.

1832 entstand der nächste Lintorfer Friedhof, diesmal allerdings nicht wie seine Vorgänger in katholischer sondern kommunaler Hand. Bereits 1920 reichte der Platz für die immer größer werdende Gemeinde nicht mehr aus. Da das Gelände nicht mehr erweitert werden konnte, musste ein neuer Friedhof her. Der alte durfte jedoch erst geschlossen werden, wenn der neue in Betrieb genommen werden konnte. Es dauerte aber noch bis in die späten 40er Jahre, bis auf einem neu erworbenen Gelände, dem heutigen Waldfriedhof, die ersten Bestattungen stattfinden konnten.

Obwohl das Nutzungsrecht einiger Gräber an der Duisburger Straße erst Ende der 80er Jahre ablief, beschloss der Gemeinderat bereits 1957 keine Bestattungen mehr vorzunehmen. Und dennoch fanden hier noch einige Lintorfer bis 1965 mit Sondergenehmigung ihre letzte Ruhestätte. 

In den folgenden Jahren verwilderte der alte Friedhof leider zusehend und es kam auch zu einigen Vandalismusschäden. 1974 wurde vom Bauausschuss der Gemeinde beschlossen, den Friedhof in eine öffentliche Grünfläche umzuwandeln, bei Erhaltung einiger künstlerisch interessanten und historisch bedeutenden Grabsteinen. Der VLH sollte aufstellen, welche Grabstellen im Hinblick auf die Ortsgeschichte erhaltenswürdig sind. Es sollte bis zum Jahre 1988 dauern, bis die 35 ausgewählten Grabsteine restauriert und neu aufgestellt wurden. Die anderen Grabstellen wurden eingeebnet. Kurze Zeit später wurde der alte Friedhof in die Denkmalliste der Stadt Ratingen aufgenommen.  

Einige der in den erhaltenen Grabstellen ruhenden Verstorbenen stellte Falhs am Denkmaltag vor. Immer wieder stieß man auf den Grabsteinen auf Namen noch heute bekannter Lintorfer Familien, wie Steingen, Frohnhoff oder Ehrkamp. Einige der Zuhörer waren sogar Nachfahren der hier Bestatteten und konnten die Ausführungen von Falhs ergänzen.

Ein Teil des nördlichen Areals ist ein sogenannter „ewiger Friedhof“. Hier befindet sich auch das Ehrenmal des TuS 08 Lintorf in Gedenken an die Verstorben der beiden Weltkriege. Die auf diesem Teil befindlichen Gräber von gefallenden Soldaten und Ziviltoten des letzten Weltkrieges genießen immerwährenden Bestandschutz.

Barbara Lüdecke, erste Vorsitzende des VLH, erklärte dazu: „Ein großer Teil der Bestatteten waren nicht nur Kriegsteilnehmer, sondern auch Menschen, die an den unmenschlichen Bedingungen der Lagerhaft und Kriegsgefangenschaft starben.“ Hinzu kommen zivile Tote durch Bombenangriffe und Opfer von Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus. Hier finden sich Grabstätten von Lintorfern, die in deutschen Kriegslazaretten verstorben sind und in ihren Heimatort überführt wurden, aber auch von Soldaten, die in den letzten Kriegstagen in oder in der Nähe von Lintorf Dienst taten und dabei ihr Leben verloren haben. Lüdecke übernahm den zweiten Teil der Führung über den alten Friedhof. Auch hier gab es noch einige Hinweise zu möglichen Angehörigen der Lintorfer Gefallenen. Und obwohl die Ausführungen teilweise ziemlich trocken waren, haben  die Teilnehmer interessiert und betroffen zugehört. Sie waren erstaunt, dass man überhaupt noch so viel über die Gefallenen herausfinden konnte.

Foto: privat

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