Ratingen. Die Bürger-Union Ratingen (BU) möchte von der Stadtverwaltung wissen, wie ungenutzte Büroflächen in Wohnraum umgewandelt werden können. Dafür soll die Stadt zur kommenden Ratssitzung die Leerstände in Ratingen auflisten.
Die Bürger-Union möchte, dass die Verwaltung zunächst erläutert, wie weit sie den des Ratsbeschlusses „Umwandlung nicht mehr genutzter Büroflächen in Wohnraum“ schon umgesetzt hat. Es ist ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen der Bürger-Union und der SPD von 2019.
Ergänzend zum Ratsbeschluss von 2019 will die BU die Verwaltung beauftragen, die in Frage kommenden leerstehenden Gewerbeimmobilien aufzulisten und die Eigentümer anzuschreiben. Sie soll die Eigentümer fragen, ob Interesse am Bundesförderprogramm „Gewerbe zu Wohnen“ besteht. Hierbei soll die Verwaltung Unterstützung signalisieren, etwa bei der Antragstellung oder bei der Beratung der Vorgaben für eine Umwandlung von Büroflächen in Wohnfläche.
Die Fraktion der Bürger-Union hat den Grunderwerb an der Balcke-Dürr-Allee durch die Stadt Ratingen aus der Überzeugung heraus mitgetragen, dass dieser Premiumstandort ideal geeignet ist, auch in einem zurzeit schwierigen Marktumfeld interessante Gewerbeneuansiedlungen zu akquirieren. Gleichzeitig zeigt sich bei Bestandsimmobilien eine äußerst schwache Nachfrage, viele Objekte werden aufgrund ihrer Lage, ihres Zuschnitts oder ihrer technischen Ausstattung wegen kaum noch oder gar nicht mehr nachgefragt.
Die anhaltenden Trends, wie der zunehmende Online-Handel und flexible Arbeitsformen, haben sich infolge der Corona-Pandemie verstärkt. Diese Trends haben dazu geführt, dass immer mehr Bestandsgewerbeimmobilien leer stehen. In Ratingen sind es mehr als 100.000 Quadratmeter Bürofläche, davon steht ein großer Teil grundsätzlich für die Umwandlung in Wohnraum zur Verfügung. Diese Zahl wird sich durch die in Ratingen geplanten Neubauprojekte eher vergrößern. Untersuchungen beziffern darüber hinaus den Minderbedarf durch Homeoffice-Vereinbarungen auf stabil und nachhaltig etwa 15 Prozent.
Gleichzeitig besteht in Ratingen ein erheblicher Bedarf an bezahlbarem und umweltfreundlichem Wohnraum. Die Umwandlung von Gewerbeimmobilien in Wohnraum bietet die Möglichkeit, kostengünstig mehr Wohnraum zu schaffen und durch die Erhaltung der Bausubstanz etwa zwei Drittel der CO2-Emissionen im Vergleich zum Neubau einzusparen.
Das Förderprogramm des Bundes „Gewerbe zu Wohnen“ sieht vor, den Umbau von leerstehenden Büros und Läden zu neuen Wohnungen zu unterstützen. Ursprünglich waren 480 Millionen Euro für zwei Jahre geplant. Nun gelten zumindest 120 Millionen Euro für 2024 als eingeplant und gesichert. Das Programm soll im Herbst 2024 starten.
Nachdem der BU-Fraktion in den knapp fünf Jahren seit dem Ratsbeschluss im Jahr 2019 keine Reaktionen der Verwaltung zum Sachstand vorliegen, möchte sie das Thema vor dem Hintergrund der sich beständig verschlechternden Wohnraumversorgung neu aufrollen und beleben.