Ernährung mit Solidarischer Landwirtschaft

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Foto: Solawi Mülheim

Mülheim/Ratingen/Lintorf. Die Solidarische Landwirtschaft in Mülheim blickt auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück: Die Versorgung konnte spürbar verbessert werden und auch im Bereich Nachhaltigkeit wurden wichtige Mehrwerte geschaffen. Seit Anfang des Jahres wird das Konzept auch in Ratingen angenommen. Ab 2026 sollen Abholpunkte in Ratingen-Mitte und in Lintorf entstehen. So sollen auch dort noch viel mehr Menschen regelmäßig frisches, lokal, saisonal und regenerativ erzeugtes Gemüse erhalten. Info-Veranstaltungen und Beitragsrunde stehen bevor.

Was im Jahr 2022 als kleine Probesaison mit 30 Ernteanteilen begann, hat sich in nur wenigen Jahren zu einer tragfähigen Alternative zum globalisierten Lebensmittelsystem entwickelt. Die Solidarische Landwirtschaft Mülheim (SoLaWi) versorgt heute rund 200 Haushalte mit frischem Gemüse, das ausschließlich in Mülheim, auf Flächen in Dümpten und Mintard angebaut wird. Für die kommende Saison ist ein Wachstum auf etwa 250 Anteile möglich.

In einer Zeit, in der Preise schwanken, Transportwege länger werden und Lieferketten ins Wanken geraten, zeigt die SoLaWi, wie eine professionelle, aber durchweg lokal organisierte Lebensmittelversorgung funktioniert. Durch gemeinschaftliche Finanzierung und lokale Produktion bleibt die Wertschöpfung in Mülheim und in der Region. Und das ganz unabhängig von globalen Krisen und Märkten. Anbautechnisch gesehen lautet die Herausforderung, ein wirklich stabiles Angebot, auch im Winter und Frühjahr, zu schaffen.

Johanna Behl, eine der sechs Gärtnerinnen im Anbauteam der SoLaWi, selbst gebürtige Ratingerin und bis zu ihrem Wechsel in den nachhaltigen Gemüsebau in sechster Generation Steinmetzin beim Steinmetzbetrieb Lepper (Ratingen-Mitte und Ratingen-Tiefenbroich), freut sich besonders über die Ausweitung des Konzepts in ihre Heimatstadt: „Wir wollen ja eine echte Alternative zum klassischen Lebensmittel-Einzelhandel sein. Dafür ist es wichtig, dass an vielen Orten SoLaWis entstehen, damit eine flächendeckende Versorgung mit wirklich gutem, lokal angebautem Gemüse überall möglich wird. Das war damals die Motivation für die Gründung der SoLawi in Mülheim. Und solange es in meiner Heimatstadt noch keine eigene SoLawi gibt, freuen wir uns, dass wir Ratingen mit einer wöchentlichen Lieferfahrt mitversorgen können.“

Für die wöchentliche Lieferung konnten bereits Abholpunkte in Ratingen-Mitte, Ratingen-Ost und Lintorf gewonnen werden.

Nach dem Vorbild einer anderen SoLaWi führen die Mülheimer nun schrittweise eine sogenannte „Wunschliste“ ein. Damit können Ernteanteilnehmende ihre Gemüsemengen flexibel anpassen: Wer im Urlaub ist, kann pausieren und sich dafür in anderen Wochen mehr zuteilen.

Wer von etwas mal mehr braucht, zum Beispiel, weil der Wochenend-Besuch bekocht werden soll, stockt auf. Außerdem lassen sich ungeliebte Sorten „abwünschen“ oder Lieblingsgemüse gezielt bevorzugen. Chris und Jessi, seit zwei Jahren Teil der SoLaWi, berichten: „Mit der Wunschliste können wir das Gemüse viel besser auf unseren wöchentlichen Bedarf abstimmen und für die nächste Woche planen. Alles in allem also ein großer Pluspunkt in Sachen Flexibilität.“

Ökologisch weit über den Marktstandard hinaus
Auch wenn die SoLaWi keine Bio-Zertifizierung hat, weil sie auf das Vertrauen der Mitglieder aufbaut, ist sie in Sachen Nachhaltigkeit den klassischen Marktanbietern weit überlegen. Denn hier steht nicht das einzelne Produkt im Vordergrund, sondern die Art der Landwirtschaft. Das solidarische Modell eröffnet Handlungsspielräume, landwirtschaftlich so vorbildhaft zu handeln, wie es im Marktmodell nicht möglich ist.

So wird am Standort Dümpten inzwischen jedes zehnte Beet für Blühpflanzen reserviert, was Lebensraum für Insekten bedeutet und einen Beitrag zur Biodiversität leistet. In Mintard wurde in diesem Jahr eine alte, benzinbetriebene Pflanzmaschine auf Elektroantrieb umgerüstet. Sie läuft nun ausschließlich mit selbst erzeugtem Solarstrom, also CO2-frei und ganz ohne Abgase. Der Verzicht auf Pestizide und Kunstdünger ist für die SoLaWi selbstverständlich.

Dank dieser Weiterentwicklungen kann die SoLaWi mittlerweile bis zu 45 Wochen im Jahr liefern – fast ganzjährig und mit einer Vielfalt von rund 70 Gemüse- und Obstsorten. Neben der ökologischen Wirkung schafft das Modell auch soziale Stabilität: Die Gärtner und Gärtnerinnen erhalten faire Löhne und sichere Arbeitsbedingungen, getragen von einer Gemeinschaft, die Verantwortung teilt.

Wer Teil der SoLaWi werden möchte, hat in den kommenden Wochen Gelegenheit, das Konzept kennenzulernen: Am 28. November, 18 Uhr im LUX Jugendzentrum in Ratingen und 1. Dezember, 18 Uhr online per Zoom – Anmeldung über die Internetseite.

Die Beitragsrunde findet am 6. Dezember von 10–15 Uhr im Ringlokschuppen, Am Schloß Broich 38 in Mülheim, statt. Alle, die im kommenden Jahr einen Anteil an der Ernte beziehen möchten, müssen sich dafür anmelden oder bei Verhinderung vorab Kontakt aufnehmen. Auf der Beitragsrunde geben die Teilnehmenden an, welchen finanziellen und zeitlichen Beitrag sie leisten möchten oder können. 2025 lag der durchschnittliche Beitrag bei rund 133 Euro monatlich und 16 Helferstunden pro Jahr. Zwar wären die vielen Pluspunkte des Modells ohne das gelegentliche Anpacken der Ernteanteilnehmenden an sogenannten Helfertagen nicht denkbar, wem es aber körperlich oder zeitlich nicht möglich ist, der braucht kein schlechtes Gewissen zu haben, denn auch hier ist das Modell solidarisch organisiert.

Weitere Informationen zur Anmeldung und zu den Ernteanteilen gibt es auf der Internetseite: https://solawi-mh.de/.

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