VLH: Gedenktafel erinnert an Lager Lintorf

Werbung

Rimma Stoephasius, Generalkonsulin Iryna Shum, Bastian Fleermann, Andreas Preuß und Bürgermeisterin Barbara Esser (von links)

Lintorf. Am Freitag, 8. Dezember, um 10 Uhr enthüllten Andreas Preuß, Vorsitzender des Vereins Lintorfer Heimatfreunde (VLH), und Bastian Fleermann, Beiratsmitglied, eine Informationstafel zum Lintorfer Lager (1943 bis 1960). In dem Lager an der Rehhecke waren zunächst Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, später deutsche Kriegsgefangene und Staatenlose untergebracht. Der Baubeginn des Lagers jährt sich in diesen Tagen zum 80. Mal. Die Tafel steht am Kreisverkehr an der Rehhecke und Am Kämpchen. An der Enthüllung der Gedenktafel nahmen auch Iryna Shum, Generalkonsulin der Ukraine, Bürgermeisterin Barbara Esser und der Beigeordnete Patrick Anders teil.

„Die Idee, mit einer Informationstafel an das Lager zu erinnern, hatte unser Beiratsmitglied Bastian Fleermann“, sagte der Heimatvereinsvorsitzende Andreas Preuß bei der Enthüllung der Tafel. Er hat sich auch um den Text und die Durchführung gekümmert. Preuß bedankte sich bei der Stadt Ratingen, der Volksbank Rhein-Ruhr, die die Errichtung der Tafel finanziell unterstützten und bei Rimma Stoephasius, einer privaten Spenderin. Die Schwester der heute in Lintorf lebenden 98-jährigen Russin war in einem ähnlichen Lager auf Fehmarn. Dem Tiefbauamt der Stadt dankte er für die unkomplizierte Bereitstellung des Standortes.

Die Ratinger Bürgermeisterin Barbara Esser erklärte in ihrem Grußwort, wie wichtig die Erinnerung an das Lager gerade in der heutigen Zeit sei. An der Rehhecke seien Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter interniert gewesen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges seien hier Menschen untergekommen, die aus ihrer Heimat verschleppt worden waren und nun kein Zuhause mehr hatten.

Bastian Fleermann erinnerte in seiner Ansprache an die Geschichte des Lagers, das im Herbst und Winter 1943/44 als Barackenlager für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter des Essener Krupp-Konzerns errichtet wurde. Bis zu 1600 Menschen, überwiegend Ukrainer, waren hier interniert. Das Lager wurde im April 1945 von den Alliierten befreit. Insbesondere erinnerte er auch an die polnische Jüdin Sara Rotberg, die im Lintorfer Lager überlebte.

„Das Lintorfer Lager diente ab Sommer 1945 als Sammellager für ehemalige Zwangsarbeiter aus Osteuropa, aber auch als Lager für deutsche und ungarische Kriegsgefangene der Briten“, so Fleermann. Später (ab Sommer 1946) wurde das „Lintorf Camp“ ein Sammellager für „Displaced Persons“: heimatlose Ausländer, ehemalige KZ-Häftlinge, Holocaust-Überlebende, Menschen, die als Sklavenarbeiter eingesetzt worden waren, verstreute ehemalige Kriegsteilnehmer. 1960 wurde das Lager aufgelöst.

Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shun erinnerte an das Schicksal ihrer Landsleute im Zweiten Weltkrieg und im Krieg gegen das heutige Russland. Es sei wichtig, an die damaligen Verbrechen wie an die heutigen Verbrechen an ihrem Volk zu erinnern.

Den Text für die Informationstafel hat Bastian Fleermann verfasst. Gestaltet hat die Tafel der Düsseldorfer Grafiker Thomas Ullrich. Produziert wurde sie aus nichtrostendem Edelstahl in der Bau- und Kunstschlosserei Gerd Kitzinger.

Die Informationstafel steht am Kreisverkehr Rehhecke und Am Kämpchen in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Standort des Lagers.

Werbung