Düsseldorf. Günther Uecker hat für den Schweriner Dom neue Kirchenfenster entworfen, um der gotischen Backsteinkathedrale, deren Buntverglasung über die Jahrhunderte verloren gegangen war, ihr ursprüngliches, farbiges Licht zurückzugeben. Den Arbeitsprozess und besondere Ausstellungsstücke dazu präsentiert das Goethe-Museum Düsseldorf in seiner Sonderausstellung „Lichtbogen“, die jetzt von Künstler Günther Uecker, Kuratorin Barbara Steingießer und Museumsdirektor Professor Christof Wingertszahn vorgestellt wurde.
In der Ausstellung zeigt das Goethe-Museum, Jacobistraße 2, erstmals 13 jeweils drei Meter hohe Fenster-Entwürfe Günther Ueckers auf Leinwand sowie Tafeln aus geätztem Überfangglas. An diesen mit Glasschmelzfarben bemalten, blauen Tafeln kann nachvollzogen werden, wie die aquarellartig fließenden Farbverläufe und die wie Lichtreflexe auf dem Meer glitzernden Aussparungen in Glas „übersetzt“ wurden. Ein Film von Michael Kluth dokumentiert die Anfänge des Projektes von Ueckers Begehung des Schweriner Doms bis zur Betrachtung der „Lichtbogen“ beim Besuch des Pastors Volker Mischok in Günther Ueckers Werkstatt im Düsseldorfer Hafen.
Günther Uecker: „Nicht nur Museumsbauten sind Orte der Kunst. Diese Gotteshäuser – ob christliche Kirche, Synagoge, Moschee oder Tempel – sind Stein gewordenes Halleluja, das wir aus dem Unsichtbaren formulieren.“
Ueckers Entwürfe wurden von den Derix Glasstudios in Taunusstein ausgeführt. Die ersten beiden von insgesamt vier von Uecker gestalteten Fenstern sind am 17. September 2023 mit einem Gottesdienst im Schweriner Dom der Gemeinde übergeben worden. Die beiden weiteren Fenster werden im Herbst 2024 folgen.
Im Jahr 2020 arbeitete der Künstler während der Corona-Pandemie zurückgezogen in seiner Werkstatt im Düsseldorfer Hafen an den Fensterentwürfen, die er „Lichtbogen“ nennt. Für Uecker war das Jahr auch eine Phase der Inspiration und tieferen Erkenntnis.
Günther Uecker beschreibt den Arbeitsprozess: „Wasserfarben, Tinte, Tempera und Leim, vermischt, auf Papier und Leinwand aufgetragen, bilden im Vermischen der Pigmente im Wasser eine fließende Randzone. Ein Lichtbogen, der uns ins Universum führt auf der Narbe unserer Verletzungen. Der Pinselstab, angebunden wie ein Zirkel, bildet eine Linie, durchdringt den Malgrund im Aufbegehren einer Lebenskraft, wie ein Stoßgebet eines vitalen Handelns, eine Bedrängnis zu überwinden.“
Darüber hinaus wird im Goethe-Museum mit Exponaten aus der Sammlung Kippenberg der Bogen zu Goethe geschlagen: zu seiner Auseinandersetzung mit der Gotik in jungen und in späteren Jahren, zu seiner Faszination für Naturphänomene wie leuchtende Himmelsbögen und zu seinen Beobachtungen zur Farbe Blau in der „Farbenlehre“.
Die Sonderausstellung ist ab Dienstag, 30. Januar, besuchbar und läuft bis zum 17. März 2024. Der Eintritt beträgt vier Euro, ermäßigt zwei Euro. Ab 16 Uhr und sonntags ist der Eintritt frei.
Hintergrund
Günther Uecker, der seit 70 Jahren in Düsseldorf lebt, stammt aus Mecklenburg und kennt die dortige Architektur. Er setzt sich seit Jahrzehnten für die Versöhnung der Weltreligionen ein. 1998/99 etwa gestaltete er den überkonfessionellen Andachtsraum im Berliner Reichstagsgebäude und auch im Schweriner Dom hat er bereits künstlerisch gearbeitet. 2009 waren dort unter dem Titel „Dialog“ Friedensgebote aus dem Alten Testament und Verse aus dem Koran zu lesen, die Uecker auf lange Stoffbahnen geschrieben und im Chor aufgehängt hatte.
Ueckers Entwürfe wurden von den Derix Glasstudios in Taunusstein ausgeführt (Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbau)