Seltenes Juwel: Dickelsbach

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Kathrin Leithmann vom BRW nimmt Proben aus dem Dickelsbach

Lintorf. Kathrin Leithmann (rechts) und Michael Schmitz (links), beides Ökologen beim Bergisch-Rheinischen Wasserverband (BRW), zeigten den Teilnehmern der Dickelsbachführung des Vereins Lintorfer Heimatfreunde (VLH), welches Juwel sie vor der Haustüre haben. Ein Bach, in dem das Wasser unterschiedlich schnell fließt, mit kleinen Inseln, Totholz und Bäumen, die zu einer Auenlandschaft gehören.

VLH-Vorsitzender Andreas Preuß hatte die 15 Teilnehmer und die beiden Vertreter des BRW zur Führung begrüßt. In einer kurzen Einführung erläuterte er, dass Flüsse und Bäche in der Vergangenheit nicht die Verkehrshindernisse waren, als die wir sie heute wahrnehmen. Im Gegenteil, Flüsse waren die Verkehrswege der frühen Menschen. Entlang den Flüssen und Bächen entstanden die ersten Hochkulturen. Auch in Lintorf siedelten die Menschen zunächst, zwischen Beeker Hof und St. Anna, entlang dem Dickelsbach.

Zu Beginn der Führung gab Kathrin Leithmann einen kurzen Blick in die Erdgeschichte. Vor 350 Millionen Jahren lag Lintorf im Meer. Sedimente setzten sich ab. Im Laufe der Jahrmillionen faltete sich der Meeresboden zu einem Gebirge auf, wurde wieder abgetragen. Eiszeiten kamen und gingen. Übrigblieb, in etwa zwischen Bonn und Duisburg, rechtsrheinisch das Rheinische Schiefergebirge.

Kathrin Leithmann: „Früher hätte ich sofort die Kollegen gerufen, damit sie den Baum beseitigen.“

„Hier fließen die Gewässer vor allem über Kieselboden, später – Richtung Rhein – dann durch Sandböden“, so die Ökologin. Während Bachläufe mit Kieseln und Steinen viel Lebensraum für größere Tiere bieten, können in Bächen auf Sandböden nur kleine Tiere überleben, in der Hauptsache Insekten. Der Dickelsbach, so Leithmann, habe im Wesentlichen eine Sandbett.

Wichtig sei, dass ein solcher Bach unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten hätte. In den ruhigeren Zonen könnten sich Pflanzenreste ablagern oder auch Totholz. Wichtige Nährstoffe für die dort lebenden Insekten. Kleine Sandbänke im Bach böten Vögeln Lande- und Ruheplätze.

Der Dickelsbach zwischen Mülheimer Straße und an den Hanten sei ein kleines Juwel, so die beiden Ökologen vom BRW. Durch die vielen Schlingungen des Bachlaufes gäbe es genau die Räume, die Tiere und Pflanzen brauchten.

„Es ist eine Auenlandschaft“, erläuterte Michael Schmitz. Dies sähe man an den Bäumen. Dort, wo der Bach auch schon einmal über die Ufer trete, stehen Schwarzerlen. Dann, auf dem höheren Gelände stehen Hainbuchen und Rotbuchen. Sie brauchen trockenere Böden.

Am Ende der Führung, die schließlich doch wesentlich länger dauerte als geplant, stieg Katrin Leithmann in den Bach. Sie holte Proben heraus und schüttete sie in große, weiße Schalen. Erst sahen die Teilnehmer der Führung nur Matsch. Doch dann begann sich der Matsch zu bewegen. Schließlich wimmelte es in den Schalen von kleinsten Flusskrebsen.

„Der Dickelsbach ist in diesem Teil ein sehr lebendiger Bach“, so Leithmann. Ihr Kollege Schmitz ergänzte: „In einer recht intakten Auenlandschaft.“

Im August wird es wieder eine Führung für Kinder im Dickelsbach geben. Eine weitere Führung für Erwachsene könnte im kommenden Jahr stattfinden.

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