
Essen. Der Textilkonsum in Europa hat einen historischen Höchststand erreicht: 19 Kilogramm Kleidung und Textilien pro Person wurden 2022 in der EU gekauft. Was auf den ersten Blick nach wirtschaftlichem Aufschwung klingt, stellt gemeinnützige Kleidersammler vor massive Herausforderungen. Billig produzierte Kleidung, sinkende Qualität der Spenden und steigende Entsorgungskosten gefährden soziale Projekte und die ökologische Kreislaufwirtschaft. Der Dachverband FairWertung fordert ein entschlossenes Umdenken – bei Politik, Industrie und Verbrauchern.
Der Konsum von Kleidung, Schuhen und Textilien in Europa hat ein neues Rekordniveau erreicht – mit weitreichenden Folgen. 19 Kilogramm Textilien pro Kopf wurden 2022 laut Europäischer Umweltagentur in der EU gekauft – zwei Kilo mehr als noch 2019.
Was nach wirtschaftlicher Kaufkraft klingt, bringt gemeinnützige Organisationen, die Altkleider sammeln, zunehmend an ihre Grenzen.
Kehrseite des Konsumrekords: Gemeinnützige Sammler unter Druck
In Deutschland ist die Kleiderspende ein fester Bestandteil sozialer und ökologischer Kreisläufe. Über 150 Organisationen im Netzwerk FairWertung sammeln Kleidung, um durch deren Weiterverwertung soziale Projekte zu finanzieren. Doch die Qualität der Spenden sinkt kontinuierlich. Immer mehr Fast Fashion mit extrem kurzer Lebensdauer landet in den Containern – getragen, aber kaum verwertbar. Die Sortier- und Entsorgungskosten steigen, während der Wiederverkaufswert drastisch sinkt.
„Wer ein neues Kleidungsstück für unter zehn Euro kaufen kann, zahlt für Secondhand kaum noch etwas – oder spendet nur, was nicht mehr tragbar ist“, erklärt Thomas Ahlmann, Geschäftsführer des Dachverbands FairWertung.
Politisches und gesellschaftliches Umdenken nötig
Um die Kleiderspende als ökologische und soziale Säule zu erhalten, braucht es ein Umsteuern auf mehreren Ebenen, so FairWertung. Die Politik soll Förderung langlebiger Textilien und klare Regeln für nachhaltige Produktion schaffen. Die Industrie die soll Verantwortung für Qualität und Kreislauffähigkeit übernehmen und Verbraucher bewusster konsumieren und hochwertiger spenden.