Forstverwaltung: Alte Bäume müssen gefällt werden

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Lintorf. „Kürzlich entdeckte ich im Lintorfer Wald nahe des Hülsenbergweges dieses Schild (siehe unten)“, schreibt ein Leser des Lintorfers der Redaktion. Er wundert sich, warum in der heutigen Zeit soviel Wald vernichtet wird. Die Redaktion fragte bei der Spee’schen Forstverwaltung nach. Es sind im Wesentlichen Fällungen wegen der Verkehrssicherung, teilte das Forstamt Heltorf mit.

Unserem Leser, dessen Namen der Redaktion bekannt ist, war bereits aufgefallen, dass in „jüngster Zeit leider jede Menge Bäume gefällt“ wurden. Ehemalige Wanderwege in der näheren Umgebung seien durch schweres Gerät zum Teil unpassierbar geworden.

Foto: privat

„Aus unserer Sicht ist es ebenfalls sehr unbefriedigend, durch äußere Umstände zur Fällung der alten Bäume gezwungen zu sein“, antwortete ein Sprecher des Forstamtes Heltorf auf unsere Anfrage. Leider bestehe aber keine praktikable Alternative dazu.

Alle zuletzt vom Forstamt Heltorf im Lintorfer Wald durchgeführten Fällungen alter Bäume wurden aus Gründen der Verkehrssicherung durchgeführt, teilte der Sprecher mit. Die Bäume waren stark geschädigt und es bestand die Gefahr, dass der Baum unkontrolliert umfällt oder Teile der Krone ausbrechen. Gerade an Wanderwegen bestehe dadurch ein sehr hohes Risiko für Benutzer. „Bereits ein Ast von fünf bis zehn Zentimetern kann zu schwersten Verletzungen bis hin zum Tod führen“, heißt es in der Antwort.

Die Verantwortung für die sichere Benutzung der durch Wälder verlaufenden Wanderwege liegt liegt beim Eigentümer. Die Kosten für die Kontrolle der Wege und die Beseitigung gefährlicher Bäume beläuft sich nach Aussage der Heltorfer Forstverwaltung allein für deren Verwaltung auf etwa 50 bis 60.000 Euro jährlich.

Kritische fragen aus der Bevölkerung steht die Spee’sche Forstverwaltung positiv gegenüber. Die Fragen würden das hohe Interesse am Zustand und die Sorge um die Zukunft der Wälder bezeugen. „Allerdings sind Nutzungen von Holz in Wirtschaftswäldern, wie es die unsrigen Waldungen sind, ein normaler Teil des forstlichen Wirtschaftskreislaufs“, erklärt der Forstmitarbeiter.

Es sei sehr bedauerlich, dass die Auswirkungen der sich wandelnden Klimabedingungen bereits heute sehr stark in den Spee’schen Wäldern bemerkbar machen würden. Insbesondere die ältesten Bäume wurden durch die extreme Trockenheit der Jahre 2018 bis 2021 stark geschädigt. Nahezu jede Buche über 130 Jahren weist Schäden in der Baumkrone auf. Dies führt zu Verlichtungen der Krone oder sogar zum Absterben von Kronenteilen oder des ganzen Baums. „Da unsere Wälder stark von der Bevölkerung zu Erholungszwecken genutzt werden, führt gerade auch die große Zahl an Besuchern zu einer erhöhten Sorgfaltspflicht im Hinblick auf die Verkehrssicherung“, so das Forstamt.

Heltorf weist darauf hin; dass die Wälder ein kostenfreier Erholungsort für täglich tausende von Besuchern sind. Das sie Lebensraum für viele zum Teil seltene Pflanzen und Tiere und zudem Produzent des wertvollen und nachhaltigen Rohstoffes Holz sind. Durch den hochwertigen Einsatz von Holz in Produkten wie Möbeln oder Holzhäusern wird das im Holz gespeicherte Kohlendioxid langfristig der Atmosphäre entzogen und wirkt somit der weiteren Erwärmung des Klimas entgegen. Zudem kann durch den Einsatz von Holz als Rohstoff auf sehr viel energieintensivere und klimaschädlichere Werkstoffe wie Beton oder Stahl verzichtet werden.

Aber das Forstamt Heltorf fällt nicht nur Bäume. Nach jeder Nutzung von alten Bäumen werden an selber Stelle wieder junge Bäume gepflanzt. „So bleiben der Wald und damit auch unsere eigene Wirtschaftsgrundlage erhalten“, erklärt die Forstverwaltung. Allein im vergangenen Jahr wurden so etwa 70.000 junge Bäumchen gepflanzt, damit an Stellen, wo sich der Wald nicht natürlich von selbst verjüngt, wieder ein neuer, klimastabiler Wald wachsen wird. Die Kosten dafür beliefen sich auf rund 150.000 Euro.

„Ein weiterer Grund, neben der Naturverjüngung auch Pflanzungen durchzuführen, ist, weil klimastabile Baumarten in die nachwachsenden Wälder eingebracht werden, die bisher hier noch nicht wachsen“, erläutert der Mitarbeiter der Spee’schen Forstverwaltung. Da niemand genau vorhersagen könne, wie sich das Klima tatsächlich entwickeln werde und welche der heimischen Baumarten dem Klimawandel trotzen könnten, müssten die Waldbesitzer einen möglichst artenreichen Mischwald aufbauen.

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