Exkursion zur Zeche Zollverein

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Ratingen. Die meisten Besucher verbinden mit dem UNESCO-Welterbe Zollverein das 56 Meter hohe rotbraune Doppelbock-Fördergerüst, Wahrzeichen der Zeche Zollverein, der Stadt Essen und der gesamten Region. Die technisch und anlagenmäßig ebenfalls von Fritz Schupp und Martin Kremmer geplante interessantere Kokerei findet weniger Beachtung, obwohl diese Anlage im Vergleich zur Zeche noch vollständig erhalten ist. Aus diesem Grund plante der Förderverein des Industriemuseums Cromford den Besuch der bis 1993 betriebenen größten Kokerei Europas. Diese sehr komplexe Anlage, ein technisches Meisterwerk, wurde – heute kaum vorstellbar – in nur vier Jahren Bauzeit fertiggestellt.

Anschaulich und mit viel Enthusiasmus wurde den Teilnehmern der Exkursion der Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford durch Rainer Peters, die gefährlichen und harten Arbeitsbedingungen für die mehr als 1000 Arbeiter in einer Kokerei des 18. bis 21. Jahrhunderts vorgestellt.

Fesselnd war auch die bewegte Geschichte der Zeche und Kokerei bis zu ihrer Stilllegung sowie die anschließende Umsetzung zum Weltkulturerbe im Jahre 2001. Peters, ein profunder Kenner der Materie, hat als ehemaliger Mitarbeiter der RAG maßgeblich, insbesondere im Hinblick auf die Kokerei, zur Entwicklung des Welterbes beigetragen.

Beeindruckt von den gewaltigen Ausmaßen der ehemals größten Kokerei Europas und den damaligen Arbeitsbedingungen durchstreiften die Teilnehmer die Anlage. Sie bekamen die Transformation von der Kohle zum Koks virtuell vorgeführt und durchliefen dabei die riesigen Koksbatterien. Auch die detaillierten Erläuterungen zu den einzelnen Anlagenkomponenten und die für die komplexen, fertigungstechnisch schwierigen Abläufe ohne Computerunterstützung entwickelte Logistik fesselten die interessierte Gruppe.

Imposant war auch der Einblick in den anderen Zweig der Kokerei, der mit zum großen wirtschaftlichen Erfolg beigetragen hatte. Es handelte sich um den chemischen Teil, dem sogenannten weißen Teil der Kokerei, der Kohlenwertstoffanlage. Da in der Kokerei mittels eines trockenen Destillationsverfahrens aus Kohle Koks und Rohgas erzeugt wurde, entstand Koks als hochreiner Kohlenstoff. Das anfallende Rohgas konnte dann zu vielfältigen chemischen Prozessen genutzt werden.

An zahlreichen Beispielen verdeutlichte Peters auch, welche Probleme Denkmalschutz und Erhalt von Industrieanlagen jetzt und in Zukunft mit sich bringen.

„Dies alles in Essen, in der stillgelegten Kokerei, fast hautnah unter einer sehr fachkundigen und anregenden Führung erleben zu können, ist wirklich lohnenswert“, begeisterten sich die Teilnehmer der Exkursion.

Mit neuen Erkenntnissen und Anregungen für weitere Unternehmungen trat die Gruppe den Heimweg an.

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