Lintorf. Pünktlich zu Allerheiligen zeigte sich das Wetter von seiner typisch ungemütlichen Seite: Regen und trübe Stimmung umhüllten den Waldfriedhof in Lintorf. Dennoch fanden zahlreiche Menschen den Weg in die Friedhofskapelle, um der traditionellen Gräbersegnung beizuwohnen und der Verstorbenen zu gedenken.
Zelebrant des feierlichen Gottesdienstes war Pastor Benedikt Zervosen von der katholischen Kirchengemeinde St. Anna. Er begrüßte die Anwesenden herzlich und betonte, dass dieser Tag nicht nur dem Gedenken der auf dem Lintorfer Friedhof Ruhenden gelte, sondern auch dazu einlade, an all jene Toten zurückzudenken, die das Leben der Anwesenden geprägt haben.
Die musikalische Gestaltung der Andacht übernahmen die Chorgemeinschaft St. Anna/St. Christophorus und der Cantamus-Chor unter der Leitung von Agnes Mintrop. Mit ihren stimmungsvollen Beiträgen trugen sie wesentlich zur feierlichen Atmosphäre bei. Auch einige Messdiener unterstützten Pastor Zervosen bei der Liturgie.
In seiner Ansprache erzählte Pastor Zervosen eine eindringliche Geschichte über die wahre Natur des Himmelreichs. Er berichtete von einem alten Mönch, der dem Ende seines Lebens entgegen sah und erwartete, sofort ins Himmelstor eingelassen zu werden – schließlich hatte er sein Leben als Geistlicher geführt. Doch das Tor blieb verschlossen.
Der Mönch kehrte ins Kloster zurück und versuchte es erneut: Er arbeitete ein hartes Jahr lang als Pfleger in der Altenpflege. Das Tor blieb weiterhin zu. Schließlich beobachtete der Mönch ein Kind, das im Sand spielte und eine Sandburg baute. Er gesellte sich dazu und spielte mit. In diesem Augenblick der Gelassenheit und Ruhe bemerkte er die Schönheit der Sonne und der gesamten Schöpfung. In dem Moment, als sich das Herz des Mönches in Dankbarkeit öffnete, ging das Himmelstor auf.
Die Botschaft, so Pastor Zervosen, sei klar: Der Himmel ist ein Geschenk Gottes, für das wir nichts leisten müssen. Es geht darum, dass das Herz sich in Dankbarkeit öffnet. Pastor Zervosen schloss seine Predigt mit der Ermutigung, an diesem Tag die Liebe und das Licht zu feiern, nicht den Tod und die Dunkelheit.
Nach der Andacht in der Kapelle zogen der Pastor, die Ministranten und die Gemeinde vor die Kapelle. Dort segnete Pastor Zervosen mit Weihwasser und Weihrauch symbolisch in alle Himmelsrichtungen die Gräber des Lintorfer Waldfriedhofs, um alle Verstorbenen einzuschließen. Anschließend zogen der Pastor und die Ministranten zu einzelnen Gräbern, um die persönliche Segnung vorzunehmen.
Mit diesem bewegenden Gottesdienst führte die Kirchengemeinde St. Anna eine jahrelange geistliche Tradition fort und schenkte den Trauernden in Lintorf Trost und die hoffnungsvolle Botschaft, dass der Himmel ein Geschenk der Liebe ist.


