Ratingen. Patrick Anders, Erster Beigeordneter und gewählter neuer Bürgermeister Ratingens, hat seine scharfe Kritik an der beabsichtigten Schließung der Ratinger Notdienstpraxen durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein erneuert. Diese Entscheidung sei sachlich falsch, nicht nachvollziehbar und auch von der Vorgehensweise her völlig inakzeptabel, so Anders in einem zweiten Schreiben an den KV-Vorsitzenden Dr. Frank Bergmann. Anders erneuert darin auch seine Einladung an den KV-Vorstand in die Ratssitzung am 28. Oktober, 16 Uhr. Bislang gab es dazu keine Reaktion seitens der KV.
Bereits als vor knapp zwei Wochen erste Gerüchte über die Schließungspläne die Runde machten, hatte Patrick Anders die KV angeschrieben und dringend um Aufklärung gebeten. „Die zwischenzeitlich eingegangenen Erläuterungen der KV können jedoch in keiner Weise überzeugen“, sagt Anders. „Zudem ist die Vorgehensweise der KV ganz schlechter Stil. Denn vereinbart war ein abgestimmtes Entscheidungsverfahren zur künftigen medizinischen Notfallversorgung im Kreis Mettmann. Doch weder wir als Stadt Ratingen noch der Kreis Mettmann oder die ebenfalls stark betroffene Stadt Langenfeld waren in den Prozess eingebunden. Stattdessen werden wir vor vollendete Tatsachen gestellt.“
Die Pläne der KV sehen vor, schon zum 1. Dezember die Notdienstpraxen in Ratingen und Langenfeld zu schließen und stattdessen eine neue „Portalpraxis“ am Evangelischen Krankenhaus Mettmann einzurichten.
Diese Lösung verschlechtere die Situation für Ratinger Patientinnen und Patienten erheblich. Patrick Anders‘ Hauptkritikpunkt: die schlechte Erreichbarkeit des neuen Standorts von Ratingen aus. „Das EVK Mettmann ist ein gutes Krankenhaus und aus fachlicher Sicht sicherlich geeignet für eine Portalpraxis, aber leider ist es von Ratingen aus verkehrlich nur sehr schlecht erreichbar. Selbst mit dem Auto ist es mühsam, mit öffentlichen Verkehrsmitteln geht es fast gar nicht, vor allem dann nicht, wenn die Notdienstpraxis gebraucht wird: in den Abendstunden und am Wochenende. Es ist mir völlig schleierhaft, auf welcher Grundlage der KV-Vorsitzende hier von einer guten Erreichbarkeit spricht.“
Eine Black Box sei auch das Zahlenmaterial, auf deren Grundlage die KV ihre Entscheidung getroffen haben soll. „Wir kennen keine einzige Zahl zu den analysierten Patientenströmen. Deshalb ist die Entscheidung für uns im wahrsten Sinne des Wortes überhaupt nicht nachvollziehbar“, sagt Anders. Und ein dritter Kritikpunkt: Es gibt keinen rechtlichen Grund, um die Ratinger Praxen zu schließen, die KV habe dabei völlig freies Ermessen.
Patrick Anders zieht in seinem Schreiben das Fazit: „Bei Entscheidungen mit derartigen Auswirkungen auf unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger wäre es unseres Erachtens nach das Mindeste gewesen, uns die Evaluation des Zentralinstituts früh- und rechtzeitig offenzulegen und die konkreten Erkenntnisse hieraus vorzustellen, damit gemeinschaftlich mit allen Beteiligten mögliche Lösungsoptionen geprüft werden können. Vor diesem Hintergrund erwarten wir, dass die Schließung beider Ratinger Notfallpraxen zumindest so lange ausgesetzt wird, bis alle Entscheidungsgrundlagen für uns zugänglich gemacht und Alternativen für eine langfristige Sicherstellung einer adäquaten Notdienstversorgung für die Ratinger Bevölkerung zwischen Ihnen und uns besprochen und geprüft worden sind.“


