
Hösel. Es war der erste gemeinsame Besuch in Oberschlesien. In Beuthen (heute Bytom) nahmen die Direktorin des Oberschlesischen Landesmuseums (OSLM) Andrea Perlt und der Stiftungsvorsitzende Sebastian Wladarz an der Eröffnung der Ausstellung „Jüdische Spuren – Von der Synagoge zu Gebetshaus in Beuthen“ im Oberschlesischen Museum teil. Das Projekt ist eine deutsch-polnische Kooperation und besteht aus einer wissenschaftlichen Konferenz, einer Ausstellung, einer Filmproduktion und einer Publikation.
„Die Idee zur Kooperation entstand während meines ersten Besuchs als Stiftungsvorsitzender bei den Freunden in Beuthen. Ich habe spontan zugesagt, weil es sich hierbei, gerade in heutiger Zeit, um ein wichtiges Thema handelt“, erinnert sich Sebastian Wladarz. So wurde Fördergeld bei der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit beantragt und parallel am Projekt gearbeitet.
Am kommenden Sonntag, 21. November, ab 15 Uhr wird dann im Oberschlesischen Landesmuseum in Hösel ein Pendant der Ausstellung feierlich eröffnet. Zur Einführung hält Jan Opielka, der am „Jüdischen Reiseführer Oberschlesien“ mitgewirkt hat, einen Vortrag, es folgt eine Vorführung des Filmes „Zwei Welten“. Um 18 Uhr lädt das Museum dann zu Sektempfang und einem Klezmer-Konzert. Das preisgekrönte Ensemble „Di Galitzyaner Klezmorim“ ist in Hösel zu Gast. Die bekannte Gruppe aus Krakau spielt traditionelle Klezmermusik mit typischer Instrumentenbesetzung.
„Wir freuen uns, dass mit unseren polnischen Partnern in Oberschlesien dieses Gemeinschaftsprojekt umgesetzt werden konnte. Es ist unser Beitrag zum Jubiläumsjahr 1700 Jahre jüdisches Leben nördlich der Alpen“, freut sich Museumsdirektorin Andrea Perlt.
Beuthen war allerdings nicht die einzige Station der Höseler Delegation. Auf dem Reiseplan standen auch die Besuche von Partnermuseen in der Region, der Kunstakademie in Kattowitz und der Verbände sowie Institutionen der deutschen Minderheit in Oberschlesien. Bei den Partnermuseen, wie dem Museum der Geschichte der Stadt Kattowitz oder dem Museum der Schlesischen Aufstände in Schwientochlowitz, war der Empfang für die Höseler sehr offen und herzlich.
„Es gab kein Gespräch, bei dem es nicht zu Ideen für Kooperationen oder Projekte gekommen wäre. Ich hatte den Eindruck, dass die Partner durchaus erfreut waren über den frischen Wind, der bei uns im Hause weht“, zeigt sich Stiftungschef Sebastian Wladarz überzeugt. Er ist auch sicher, dass man sehr von einem gegenseitigen Wissensaustausch profitieren kann.
Mittlerweile müsse man im Übrigen auch erkennen, „dass wir auch sehr viel von den polnischen Partnern lernen können“, ergänzt Andrea Perlt und belegt dies an einem Beispiel: „Wir haben gesehen, dass uns die Museen in Polen im Bereich Digitalisierung und Einbindung multimedialer Darstellungsformen in die Ausstellungen weit voraus sind.“
Beim Besuch der Kunstakademie der Schlesischen Universität in Kattowitz wurde konkret die Möglichkeit besprochen, Werke von Kattowitzer Studierenden im Oberschlesischen Landesmuseum auszustellen. „Dem Vorhaben stehen wir sehr positiv gegenüber. Wir wollen nicht nur mit Museen, sondern gerne auch mit Universitäten und Hochschulen in Oberschlesien zusammenarbeiten“, betont Museumsdirektorin Andrea Perlt.
Studentinnen und Studenten seien ganz besonders im Blick bei der Neuaufstellung des Höseler Hauses. Daher freut sich Stiftungschef Sebastian Wladarz über den guten Verlauf des Gesprächs: „Rektor Grzegorz Hańderek hat schon früh eine Rahmenvereinbarung mit unserem Hause ins Spiel gebracht. Das ist sinnvoll. So können wir uns besser gemeinsam um Fördermittel für Kooperationsprojekte bemühen. Wir klären nun Einzelheiten und können hoffentlich bald loslegen.“
Auch bei der deutschen Minderheit in Oppeln knüpften Perlt und Wladarz neue Kontakte. Mit dem Dachverband der Deutschen in Polen (VdG) wurde eine Kooperation anlässlich des Kulturfestivals der deutschen Minderheit 2022 in Breslau vereinbart. Zudem gibt es beim Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen gute Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Die wissenschaftliche Leiterin des im Aufbau befindlichen Hauses in Oppeln, Weronika Wiese, wird bereits im November nach Hösel kommen, um weitergehende Gespräche über Leihgaben und Ausstellungsprojekte zu führen. Ein Schwerpunktgespräch fand beim Bund der Jugend der deutschen Minderheit statt.
Gefragt nach einem kurzen Resümee der Reise erklärt Wladarz: „Es waren intensive, aber sehr gewinnbringende Tage. Wir konnten viel mitnehmen und Kooperationen anbahnen. Die herzliche Aufnahme und die spontanen Projektideen zeigen uns einen großen Willen zur Zusammenarbeit.“
Eröffnung der Ausstellung „Jüdische Spuren – Von der Synagoge zu Gebetshaus in Beuthen“ im Oberschlesischen Museum teil (Foto: privat)