
Ratingen. „Glück auf!“ – der alte Bergmannsgruß muss den 25 Ratinger Jonges, die das Trainingsbergwerk der Ruhrkohle AG in Recklinghausen besichtigten, wie Musik in den Ohren geklungen haben. Nachdem über viele Monate hinweg das Coronavirus den Veranstaltungskalender der Jonges pulverisiert hatte, konnten dank niedriger Inzidenzzahlen jetzt wieder erste Treffen, Ausflüge und Fahrten unternommen werden. Los ging es zunächst mit dem traditionellen Spargelessen in der Alten Rheinfähre in Kaiserswerth, danach folgte eine Viertagesfahrt nach Bremerhaven und Helgoland, dann ein Ausflug in der Reihe „Spurensuche“ zur alten Zollfeste nach Zons und jetzt die Tour unter Tage ins Trainingsbergwerk, in dem bis 2018 Bergleute verschiedener deutscher Bergbauunternehmen ausgebildet wurden.
Nach der Begrüßung wurden alle Besucher mit einem langen Mantel und Helm ausgestattet und mit einem Film über die Geschichte des Trainingsbergwerks informiert. Eigentlich war es nie ein „echtes“ Bergwerk, sondern wurde während des Krieges als Schutzbunker für die umliegenden Siedlungen in der Abraumhalde direkt neben dem Schacht II der Zeche Recklinghausen gegraben. Nach dem Krieg geriet der Bunker fast in Vergessenheit, bis er in den 1970er-Jahren als realistischer Lern- und Trainingsort entdeckt und ausgebaut wurde. Heute wird das Bergwerk von einem Förderverein als Erlebniswelt betrieben.
Nach einem kurzen Moment der Ruhe vor dem Altar der heiligen Barbara, der Schutzpatronin aller Bergleute, wurde gemeinsam das Steigerlied angestimmt, wobei mit jeder Strophe die Anzahl der Mitsingenden weniger wurde. In zwei Gruppen ging es dann in die verschiedenen Abteilungen, wo die Ratinger die extra für sie in Betrieb genommenen Maschinen bestaunten, mit denen früher die Kohle abgebaut wurde. Natürlich mussten sie auch – wie früher üblich – einige Meter gebückt im Streb vor Ort herumkriechen, und waren oft froh, einen Helm aufzuhaben. Neben diesen Eindrücken bekamen die Jonges auch nachträglich reichlich Respekt vor den Bergleuten, die früher täglich bei Hitze und feuchter Luft geschuftet haben – bis Ende 2018 mit Prosper-Haniel in Bottrop das letzte Steinkohlen-Bergwerk geschlossen wurde.
Nach der Rückkehr ließ man den Ausflug im Ratinger Brauhaus ausklingen, wobei das Erlebte und auch teils eigenen Erfahrungen mit dem Bergbau das Gesprächsthema waren.
Foto: Ratinger Jonges