Mobilätswende: Anspruch und Wirklichkeit

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Ratingen. Nach dem Ende der Pandemie hat der Verkehr wieder erheblich zugenommen, obwohl mehr mobil oder von Zuhause aus gearbeitet wird. Viele Jahrzehnte hat sich Stadtplanung nach den Wünschen eines möglichst unbegrenzten Individualverkehrs gerichtet. Durch die Mobilitätswende sollen Verkehr und Mobilität auf nachhaltige Energieträger umgestellt werden, außerdem erlaubt die Digitalisierung eine Vernetzung verschiedener Formen des Individualverkehrs und des öffentlichen Personennahverkehrs.

Unter dem Titel „Mobilitätswende im Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Bestandsaufnahmen und Perspektiven zur Zukunft der Mobilität“ informierte Professor Rudolf Juchelka die Ratinger Unternehmer beim UVR-Forum über den Status quo und die Prognosen für den Personenverkehr in Deutschland. Der Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeographie, insbesondere Verkehr und Logistik im Institut für Geographie der Universität Duisburg-Essen wies auf die Zunahme der Verkehrsleistung im PKW-Verkehr, die Zunahme der Fahrzeuggrößen und darauf hin, dass die Fahrleistung von Diesel-PKWs zwischen 1995 und 2013 um 160 Prozent gestiegen ist. Im Regelfall werde neben dem Berufsverkehr die Bedeutung des Freizeitverkehrs unterschätzt. Alle Prognosen gingen von weiter steigenden Zahlen vor allem im Privatverkehr aus.

Juchelka erklärte unterschiedlichste Konzepte, von der autogerechten über die Fußgängerstadt und die Radverkehrsstadt bis zur ÖPNV-Stadt. Es gebe keine Blaupause, die für alle Regionen gleich sei, vielmehr komme es immer zu einem unterschiedlichen Mobilitäts-Mix. Carsharing und Leihfahrräder sowie City-Logistik für den städtischen Güter- und Wirtschaftsverkehr seien sinnvoll. Wichtig sei es andererseits aber auch, den ÖPNV-Anteil zu erhöhen. Wien und Zürich seien vor allem auch deshalb höchst lebenswerte Städte, weil der ÖPNV dort einen Anteil von rund 40 Prozent am Modal Split habe – während er im Ruhrgebiet nur bei elf Prozent liege. Gerade in Großstädten müsse man auch neue unkonventionelle Verkehrsmittel in Betracht ziehen wie Seil- und Kabinenbahnen.

Auch wenn es keine Allheilmittel gebe, könne mit Hilfe der Digitalisierung viel Positives erreicht werden.

Professor Rudolf Juchelka (Foto: privat)

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