
Ratingen/Düsseldorf. Im Jubiläumsjahr 50 Jahre Konzertchor Ratingen bietet die Chorgemeinschaft in Zusammenarbeit mit dem Chor der Landesregierung, vielen weiteren Gastsängern und dem Jugendsinfonieorchester der Tonhalle ein weiteren Höhepunkt: „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms steht am Sonntag, 17. September, 18 Uhr in der Tonhalle Düsseldorf auf dem Programm. Karten sind unter anderen erhältlich beim Reisezentrum Tonnaer, Oberstraße 2, in Ratingen.
„Wir sind sehr stolz , dieses überwältigende Werk im Mendelssohn-Saal mit 1854 Plätzen und seiner einzigartigen Akustik in einer großen Besetzung aufführen zu können“, so Chorleiter Thomas Gabrisch. „In der Reihe bedeutender Konzertereignisse mit berühmten Musikern, Dirigenten und Orchestern ist dies eine besondere Ehre für uns als Laienchor.“
Die Sänger und Sängerinnen bereiten sich seit Monaten mit Enthusiasmus auf den Abend vor, so Gabrisch. „Wir haben uns für „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms entschieden, da es gerade in so schwierigen Zeiten, besonders aber angesichts des Ukraine- Kriegs, Licht und Trost bietet.“.
Im Jahr 1856 muss sich Johannes Brahms mit dem Tod seines verehrten Freundes und Förderers Robert Schumann auseinandersetzen und beginnt, biblische Texte für eine große Trauer-Kantate auszuwählen.
Doch erst zehn Jahre später, nach dem Tod seiner Mutter Johanna Henrike Christiane Brahms 1865, macht er sich an die kompositorische Arbeit. Der weitgehend noch unbekannte Künstler will sich nun endlich in der Welt der Musik einen Namen machen.
Er ist sich bewusst, der Musikwelt und insbesondere seinen großen Konkurrenten Franz Liszt und Richard Wagner ein ebenbürtiges Werk präsentieren zu müssen, zumal er bis dato, kaum Anfang 30, nur überwiegend kleinere Werke wie Lieder, Klaviermusik und Kammermusik vorgelegt hat.
In einer Ära der religiösen Neuorientierung, in der sich viele Menschen immer mehr vom strengen Glauben an die Kirche abwenden, teilt er als überzeugter Freigeist diese Skepsis mit seinen Mitmenschen.
Sein Werk ist daher kein gewöhnliches Requiem, sondern eher für die Lebenden bestimmt, es handelt von aktuellen Themen wie der Gegenüberstellung von Vergänglichkeit und der Hoffnung auf Ewigkeit.
Brahms, der täglich in der Bibel und insbesondere im Alten Testament gelesen hat, wählt die Bibeltexte selbst aus und wendet sich damit zum Trost an diejenigen, „die da Leid tragen“. Und er verknüpft diesen Trost mit dem Grundgedanken, dass alle geduldig getragene Erdenlast und Mühsal mit der Erlösung durch den Tod zu Gott führe und mit wunderbar berührender Musik.
Nach Sichtung der Partitur bietet der Bremer Musikdirektor Karl Reinthaler seine gesammelten musikalischen Kräfte auf – für die Aufführung im Dom zu Bremen am Karfreitag 1868. Clara Schumann geleitet ihren zeitlebens guten Freund am Arm zum Dirigentenpult, um einen Chor mit 200 Stimmen sowie ein großes Orchester zu leiten.
Weiche, dunkle, ruhige Klänge füllen den Altarraum, später folgen stürmische Passagen. Und spätestens beim vierten Satz haben viele Zuhörer Tränen in den Augen. Für den deutschen Komponisten Johannes Brahms, der zu diesem Zeitpunkt 34 Jahre alt ist, der Schlüsselmoment seiner Laufbahn.
Sämtliche Kritiker sind begeistert. Andere große Städte ziehen mit Erfolg nach, bis schließlich die Wiener Aufführung des dann mit sieben Sätzen vollständigen Werkes endlich internationale Anerkennung und Ruhm bringt.
„Durch die einzigartige, beeindruckende Akustik der Tonhalle wird es uns eine Freude sein, diese berührende Musik überzeugend darzubieten“, ist sich der musikalische Leiter sicher. Die Gesangssolisten sind die Sopranistin Sabine Schneider, die schon vielfach mit dem Chor auftrat, sowie der Bariton Peter Schöne, ebenfalls durch den Konzertchor mehrfach engagiert.
Beide Solisten begleiten Chor und Orchester mit diesem Programm wenige Wochen später im Oktober 2023 zur Jubiläumsreise nach Italien.
Dort werden die Musiker in Rovigo, Padua und Venedig auftreten. Es bedeutet in der Planung einen nicht geringen logistischen Aufwand, alle Musiker und Musikerinnen an den drei Aufführungsorten einfinden zu lassen.
Besonders erwähnt sei hier das Abschlusskonzert in der Kirche San Giorgio Maggiore auf der Isola San Giorgio in Venedig, vis à vis vom Markusplatz. Dafür werden extra Bestuhlung und Podeste organisiert und alles wird auf dem Wasserweg hinüber gefahren.