
Düsseldorf. 23 ehemalige Polizisten kümmern sich ab sofort um ungeklärte Mord- und Tötungsdelikte aus den vergangenen 50 Jahren. Innenminister Herbert Reul begrüßte die neuen Alt-Ermittler im nordrhein-westfälischen Landeskriminalamt (LKA).
Die Ermittler gehören einer deutschlandweit einzigartigen Organisationseinheit an; mit ihr will das Innenministerium die Aufarbeitung ungelöster Fälle systematisieren, verbessern und beschleunigen.
Im Juli hatte das LKA begonnen, nach pensionierten Polizisten zu suchen, um die Ermittlungen von ungeklärten Tötungsdelikten neu aufzustellen und in einer Besonderen Aufbauorganisation (BAO) zu bearbeiten. 24 der 28 Stellen sind nun vergeben, die übrigen vier werden bis zum 1. Dezember besetzt. Bevor es an die Akten ging, hatten die Neulinge eine vom LKA konzipierte Auffrischungswoche durchlaufen. In dieser wurden sie über neue Ermittlungsmethoden unterrichtet und in die Bearbeitungsstruktur eingewiesen.
Die Ermittler sind zwischen 62 und 65 Jahre alt und haben unterschiedliche Hintergründe. Unter ihnen sind ehemalige Todesermittler, Kommissariatsleiter, Vermisstensachbearbeiter und Experten aus der Kriminaltechnik. Reul: „Sie alle haben jahrzehntelange Erfahrung. Rechnet man jeweils 40 Dienstjahre mal bald 28 Ermittler, dann kommt man auf mehr als 1000 Jahre Erfahrung.“
Die Aufgaben der neuen Alt-Ermittler: sich einen Überblick über den aktuellen Sachstand verschaffen, Akten digitalisieren, Asservate begutachten, Aufklärungschancen erkennen und Ermittlungskonzepte erarbeiten. Sofern sich neue Ermittlungsansätze ergeben, übernimmt die örtlich zuständige Kriminalpolizei die weitere Fallbearbeitung und schließlich entscheidet die zuständige Staatsanwaltschaft über die weiteren Ermittlungen.
Seit 2017 baut das LKA eine Datenbank für ungeklärte Tötungsdelikte auf. In diese Datenbank sollen alle ungelösten Tötungsdelikte aus den vergangenen 50 Jahren aufgenommen werden; das sind seit 1970 insgesamt 1160 Fälle, die digital erfasst und anschließend von Fallanalytikern und den Ermittlern analysiert werden. Bislang wurden 261 Fälle in die Datenbank aufgenommen und 23 Fälle neu aufgerollt.
Erst Anfang November konnte ein 30 Jahre alter Fall aus Bochum nach einer Analyse von Fallanalytikern des LKA und anschließenden Ermittlungen der Kriminalpolizei Bochum gelöst werden. Dank neuer kriminaltechnischer Möglichkeiten nahm die Polizei einen 55-jährigen Tatverdächtigen wegen eines versuchten Mordes in einer Spielhalle fest.